Horst Herold, Chef des Bundeskriminalamtes (BKA), auch "Mister Computer" genannt, macht wieder von sich reden: Ihm schwebt ein gemeinsames Informationssystem von Polizei und Justiz vor: Eine elektronische Haftdatei könnte zum Beispiel der Polizei Auskunft

19.11.1976

Horst Herold, Chef des Bundeskriminalamtes (BKA), auch "Mister Computer" genannt, macht wieder von sich reden: Ihm schwebt ein gemeinsames Informationssystem von Polizei und Justiz vor: Eine elektronische Haftdatei könnte zum Beispiel der Polizei Auskunft darüber geben, ob eine bestimmte Person ein Alibi hat (wer "sitzt", sündigt nicht). Der BKA-Chef weist unter anderem darauf hin, daß bei Mordfällen auf einen Verurteilten fünf Verdächtige kommen - was beweise, daß die Strafverfolgungsbehörden mit einem zu großen "Streuverlust" arbeiten.

Wie Gegner von Personenkennzahlen und Bevölkerungsdatenbanken sowie "Gralshüter des Datenschutzgesetzes" darüber denken werden, ist unschwer zu erhaten - wird dem BKA-Rechner doch jetzt schon nachgesagt, er habe "die Wirkung eines maschendichten Schleppnetzes". de

William Welsch (45), bisher Geschäftsführer der Rockwood GmbH, München, übernahm Anfang November '76 die Geschäftsleitung der Cybernetics International GmbH. Gleichzeitig wurde der Cybernetics-Firmensitz, bisher Hamburg und Bad Homburg, nach München verlegt. Von dort aus werden auch die "International affairs" (Spanien, Italien, Österreich, Schweiz) wahrgenommen.

Cybernetics International, auf Leasing-Geschäfte mit IBM 360/370 spezialisiert, gehört zur Greyhound Computer Gruppe und ist eine der vielen Aktivitäten des berühmten US-Busunternehmens. ob

Willem Klein (63), genannt Wim, steht seit 17 Jahren in den Diensten der Europäischen Organisation für Kernforschung CERN in Genf. Unter den vielen CERN-Mitarbeitern nimmt der kleine, bebrillte Holländer jedoch eine Sonderstellung ein. Jedenfalls betrachten ihn seine Kollegen als ein Naturwunder, eine Art "Grand Canyon" in Menschengestalt. Denn Klein kann rechnen - und wie: Innerhalb von drei Minuten und 43 Sekunden ermittelt er die 73. (dreiundsiebzigste) Wurzel einer 507stelligen Zahl (fünfhundertsieben) - im Kopf, nicht mit dem Computer. Das bewies er Mitte des Jahres bei einem "Lokaltermin" in Amsterdam: Vierzig Wissenschaftler und Mathematiker hatten ihm diese Aufgabe gestellt.

Geniale Fähigkeiten? Wim Klein wiegelt ab: Er könne nicht rechnen, ohne vor sich hin zu brabbeln - in holländisch, versteht sich. Das große Geheimnis seiner Rechenkunst sei "nichts weiter als Faktorenzerlegung". Im Alter von zehn Jahren machte Wim Klein mit dieser "Rechenmethode" Bekanntschaft. Das Auseinandernehmen von Zahlen faszinierte ihn derart, daß er lernte, Zahlen bis 20 000 in ihre Faktoren zu zerlegen. Er eignete sich im Laufe der Zeit nicht nur das Einmaleins bis 100, sondern auch die Quadratzahlen bis 1000 und alle Primzahlen bis 10000 an. Seine Lernmethode: "Ich sage mir die Zahlen immer wieder vor, hämmere sie mir ein - wie man eine Sprache lernt." Wer mit Wim Klein über den Parkplatz von CERN geht, hört ihn immer wieder leise auf holländisch vor sich hin reden: Er zerlegt Autonummern in ihre Faktoren. ob

John J. Hangen, Senior-Vicepresident des NCR-Konzerns, wurde bei der Aufsichtsratssitzung der NCR GmbH, Augsburg, zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. Hangen tritt die Nachfolge von George Haynes an, der nach 47jähriger Tätigkeit für die NCR-Corporation am 30. April in den Ruhestand trat. ob

Dipl.-Kfm. Rainer Kolshorn, Mitarbeiter der IDC Deutschland, München, verließ die bayerische Metropole. Zum 1. November '76 übernahm Kolshorn die neu eröffnete Niederlassung des Computer-Marktforschungsunternehmens in Frankfurt. Die Expansion war notwendig, um, wie IDC-Geschäftsführer Robert Lachnitt betont, einen noch engeren Kontakt zu der dort ansässigen und zwischenzeitlich stark angewachsenen Kundschaft aus der Informationsindustrie zu gewährleisten. Von Frankfurt aus wird künftig auch der IDC-Interviewer-Stab betreut. ob