Honeymoon

30.04.1982

Als sich die yamerikanische Honeywell Information Systems Inc. (HIS), Ende der sechziger Jahre aggressiver Widerpart der IBM im Universalrechnergeschäft, 1971 mit Bull General Electric liierte und daraus die französisch-amerikanische Computergruppe Honeywell Bull entstand, sprach man in HB-Kreisen davon, in wenigen Jahren die zweite Kraft auf dem Computerweltmarkt zu werden.

Zunächst klappte alles wie am Schnürchen. 1975 wurde gar noch die Compagnie Intemationale pour l'Informatique (Cii), französische Waise nach dem Scheitern der Unidata, in den transatlantischen Verbund überführt.

Der Bruch des europäischen Unidata-Dreierbündnisses "Cii - Siemens - Philips" brachte gleichwohl die Weltmachtpläne der Franko-Amerikaner durcheinander. Es zeigte sich nämlich, daß beispielsweise deutsche Anwender das Ausscheren der Cii aus der Unidata-Computer-Kooperation krumm nahmen und diese Aversion auf die Honeywell Bull AG übertrugen, eine Tochter von Cii-HB. Ein weiterer Riß im Cii-HB-Gefüge entstand dadurch, daß sich der General Electric-Konzern nach und nach zurückzog.

Für die Honeyweller wurde die Liaison zum geschäftlichen Abenteuer, als Mitterand im Herbst 1981 zur Verstaatlichungsknute griff. Jetzt haben die Amerikaner ihren Kapitalanteil von 47 Prozent, den sie an der Cii-Honeywell Bull hielten, auf 19,9 Prozent reduziert.

Die deutsche Honeywell Bull AG sieht trotzdem für die Zukunft keineswegs schwarz. Der Zugang zum amerikanischen Großrechner-Know-how bleibe erhalten. Irritieren muß allerdings, daß sich die französische Regierung offen zu einem Nationalismus bekennt, der die französische Computerindustrie den Franzosen erhalten soll. Und kann man bei einer Beteiligung von unter 20 Prozent noch von einem nennenswerten amerikanischen Einfluß sprechen? Die Kunden werden per Miet- oder Kaufvertrag entscheiden, ob sie an ein gefestigtes Abkommen glauben.

"Es gibt . . . Anzeichen dafür", schrieben wir in der Ausgabe vom 23. April 1982 über die DV-Industrie, "daß die "Generalisten" unter den etablierten Computeranbietern . . . in aussichtslose Grabenkämpfe verwickelt sind." In diesem Heft kann die CW ein "Horoskop" nachliefern, das den derzeit führenden Herstellern von der Beratungsgesellschaft Salomon Brothers Inc., Miami, für das Jahr 1990 gestellt wurde (siehe Top 10-Liste).

Die Wall-Street-Analysten aus Florida sehen demnach die Minimacher DEC und Hewlett-Packard, den Büroausstatter Wang sowie den IBM-kompatiblen Peripherie-Produzenten STC als Nutznießer einer Umschichtung, die in dieser Dekade auf dem US-Markt stattfindet.

Die großen Verlierer in den 80er Jahren, so das salomonische Urteil, werden vermutlich Univac, Honeywell und NCR sein, Traditionsanbieter also, die sich derzeit noch Rang zwei in der Mainframerangliste streitig machen.

Angesichts der Bedrohung durch unverbrauchtere Wettbewerber werden die DV-Kämpen Univac, Honeywell und NCR in die Trickkiste greifen müssen, um einigermaßen unbeschadet über die Runden zu kommen. Der Traum von einem Titelkampf gegen den Champion IBM ist wohl ein für alle Mal ausgeträumt.

Die Top 10 im Jahre 1990

1. IBM

2. Digital Equipment Corp.

3. Storage Technology Corp.

4. Wang Laboratories Inc.

5. Hewlett-Packard Co.

6. Control Data Corp.

7. Burroughs Corp.

8. Electronic Data Systems*

9. AT&T

10. Japan Inc.**

*Ein amerikanisches DV-Service-Unternehmen

**Steht für die "Japanische Computerindustrie", deren wichtigste Vertreter (Hitachi, Fujitsu, NEC etc.) den US-Markt attackieren.

Aus COMPUTERWORLD