Viele Fragen bleiben offen

Hollywood einigt sich mit DVD-Herstellern auf Kopierschutz

08.11.1996

Die zweite Hürde für die Markteinführung der DVD-Laufwerke scheint genommen: Hollywoods Filmbosse stimmten einem Verschlüsselungsmechanismus zum Schutz gegen das Raubkopieren ihrer Spielfilme zu.

Die Industrie, einst geteilter Ansicht über die zu verwendende Technik - zur Diskussion standen die Speicherkapazität, das ein- oder doppelseitige Beschreiben sowie die Kompatibilität zu herkömmlichen CD-ROMs - hatte sich erst im Frühjahr mühsam auf einen Standard geeinigt. Danach erhofften sich Hersteller von DV- und Consumer-Elektronik wie Philips, Sony, Matsushita (mit Panasonic als Markennamen), Pioneer oder Toshiba ein kräftiges Weihnachtsgeschäft.

Kopierschutz soll Gesetz werden

Sie hatten allerdings die Rechnung ohne die alte Diva Hollywood gemacht, die ihre Spielfilme nicht ohne weiteres auf das DVD-Format bringen wollte. Zum einen wurde der fehlende Schutz vor Raubkopierern bemängelt, zum anderen wollten die Studios von der üblichen Verleihpraxis mit zeitlich gestaffelten Startterminen für neue Filme nicht abrücken.

Nun hat man sich in zähen Verhandlungen auf einen Codiermechanismus geeinigt, der ein unerlaubtes Kopieren von einer DVD-Disk auf eine andere verhindern soll. Dazu wird der Spielfilm in verschlüsselter Form auf den Silberscheiben ausgeliefert, für das Abspielen muß der Kunde ein Decodiersystem auf Chipbasis kaufen. Eine nicht profitorientierte Gesellschaft soll die Lizenzen für das Decodiersystem vergeben. IBM, Intel und andere DV-Hersteller lieferten die technischen Finessen, damit für die Entschlüsselung nicht zuviel Rechenpower verlorengeht - immerhin faßt eine Disk 4,7 GB.

Als nächste Hürde muß das DVD-Konsortium nun dafür sorgen, daß der US-Kongreß die als "Video Home Recording Act" bezeichnete Vorlage als Gesetz bestätigt und die Umgehung des Kopierschutzes unter Strafe stellt.

Selbst wenn dies gelingt, bleiben weitere Fragen zu klären. So muß ein Schutzverfahren gefunden werden, das auch bei einer (TV-)Übertragung in die privaten Haushalte das Kopieren des ausgestrahlten Materials verhindert und darüber hinaus ein Überspielen von analogen Videokassetten auf das digitale Format unmöglich macht. Insbesondere die Fernsehübertragungen per Kabel und Satellit bereiten den Filmbossen großes Kopfzerbrechen. Und auch die Musikindustrie fordert Schutz vor Raubkopierern. Der jetzt vereinbarte Verschlüsselungsmechanismus muß nämlich verändert werden, wenn er auch Musikstücke schützen soll.

Dennoch geben sich die Hersteller gelassen. Matsushita liefert bereits erste Muster seines DVD-Laufwerks aus und will ab Anfang 1997 in großen Stückzahlen fertigen. Rund eine Million Produkte wollen die Japaner im ersten Jahr zum OEM-Preis von 200 bis 300 Dollar absetzen. Das Europageschäft soll im Februar in Deutschland anlaufen, meldet die "Financial Times". Die ersten Geräte sollen zwischen 1300 und 1400 Markt kosten. Pioneer und Toshiba hoffen, noch vor Weihnachten mit ihren Geräten auf den Markt zu kommen, Sony hat den Starttermin bereits auf das kommende Jahr verschoben.