Holländisch-italienisches Dementi-Joint-venture

08.06.1990

Wie das Gerücht entstanden ist, Philips wolle mit 51 Prozent bei Olivetti einsteigen, weiß heute niemand mehr. Aber getreulich dem Spruch: "Wo Rauch ist, muß auch Feuer sein", brodelt es im Gerüchte-Topf, in dem sich - nach Aussagen von Betroffenen - nicht Eßbares befindet.

Unbeteiligte, Nichtbetroffene und die einschlägige Presse schüren allerdings die Glut unverdrossen weiter. Die Aufgabe im ansonsten ereignislosen Juni scheint darin gesehen zu werden, das "zusammenzubringen, was nicht zusammengehört".

Die Gerüchte waren aufgetaucht, als das schlechte Ergebnis des ersten Qartals und der damit zusammenhängende vorzeitige Rücktritt von Philips Präsident Cornelius van der Klugt bekanntgegebene wurden. Ins Kraut schossen sie erst vor knapp zwei Wochen, nachdem die holländische Zeitung "de Volkskrant" die Nachricht veröffentlicht hatte, der holländische Mischkonzern wolle sich mit 51 Prozent bei der Ing. C. Olivetti & Co SpA. einkaufen. Es sei geplant, die Computersparten der Holländer und Italiener zu fusionieren und so ein Acht-Milliarden-Dollar-Unternehmen aus der Taufe zu haben, das die gleiche Größe haben würde wie die noch zu gründende Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG.

Kein Wunder, daß nach soviel Spekulation jetzt auch die Betroffenen nicht mehr genau wissen, was sie noch dementieren sollen. Zuerst betonten sie, es gäbe überhaupt keine Gespräche und in einem zweiten Dementi werden die nicht statfindenden Gespräche für beendet erklärt, nur um dann "Insider" loszulassen, die versuchen, alles richtigzustellen Ä was schließlich komplette Verwirrung stiftet. Das alles spielt vor dem Hintergrund tatsächlich stattfindender Gespräche, in denen es jedoch Olivetti nicht um eine finanzielle Beteiligung, sondern lediglich um technische und vertriebsmäßige Kooperationsmöglichkeiten geht. Philips drückt sich noch nebulöser aus: Dort ließ man verlautbaren, man spreche über "mögliche Kooperationen in speziellen Geschäftsbereichen". So viel "Konkretes" beflügelt natürlich die Phantasie.

Doch gemacht! Solange die professionellen Spekulanten an den europäischen Börsen nicht nervös werden, weil sie entweder ein "Schnäppchen" oder aber herbe Verluste vermeiden wollen, ist die Glut noch nicht heiß genug, um den Topf zum Überkochen zu bringen. Und bis jetzt sind die Kurse der beiden Unternehmen relativ stabil.