STRUCTO 76: Eine keineswegs repräsentative, aber interessante Umfrage

Hohe Erwartungen an die strukturierte Programmierung

12.11.1976

FRANKFURT - Als sich Ende Oktober auf dem Seminar des Control Data Instituts "STRUCTO 76-Kongreß für strukturierte Programmierung" 130 Software-Spezialisten im Ballsaal des Frankfurter Sheraton-Hotels trafen, war diese Zusammenkunft sicherlich kein repräsentativer Querschnitt, sondern vielmehr ein Treffen von Avantgardisten. Denn nur 27,4 Prozent dieser Kongreßteilnehmer verwenden in ihren Betrieben noch keine Werkzeuge der strukturierten Programmierung (SP). 49,6 Prozent arbeiten mit hierarchischen Ablaufplänen, 29,2 Prozent mit Struktogrammen (Nassi/Shneidermann-Diagrammen) und 16,8 Prozent mit Hipo-Diagrammen.

Dies ergab die erste Frage einer Meinungsumfrage, für die 113 Kongreßteilnehmer insgesamt zu 29 Fragen Antworten auf Port-A-Punch-Lochkarten markierten. Die Computer-Auswertung zeigte, daß wer sich bereits mit den Methoden der strukturierten Programmierung beschäftigte, im allgemeinen sehr hohe Erwartungen über ihren Nutzen für die Praxis hat.

67,3 Prozent dieses für die ganze DV keineswegs repräsentativen Personenkreises war der Meinung, daß die strukturierte Programmierung "eine vernünftige Methode der Software-Entwicklung mit Zukunft" sei, nur 19,5 Prozent meinten, das alles sei nur "ein neuer Name für längst bekannte Dinge".

Mehrfachnennungen eingeschlossen war dies die Antwort auf die Frage:

Welche Techniken, die mit der strukturierten Programmierung assoziiert werden, sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten?

56 x Top-Down Design = 49,6%

60 x laufende Dokumentation = 53,1%

39 x strukturierte Codierung = 34,5%

15 x Top-Down Testen = 13,3%

19 x Chief Programmerteam-

Organisation = 16,8%

33 x alle = 29,2%

2 x keine = 1,8%

Daraus folgt, daß den Anwendern - so weit darf man wohl verallgemeinern - generell das Problem der sorgfältigen Programmdokumentation große Sorgen bereitet -, wie auch folgende Antwortverteilung zeigt:

Frage:

Welches sind die primären Ziele, die sie mit der Einführung der SP verwirklicht sehen möchten?

63 x Steigerung der Effizienz der

Programm-Entwicklung = 35,8%

26 x kürzere Entwicklungszeiten = 23,0%

78 x Sicherheit = 69,0%

87 x Personenunabhängigkeit = 77,0%

Bedeutung von möglichen Programmeigenschaften zugemessen, vorbei die Zeit, - da Kernspeicher-Minimierung und Laufzeit-Minimierung die wichtigsten Kriterien guten Programmierens waren: Frage:

Welche Programmeigenschaften sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten?

9 x kernspeichersparsam = 8,0%

33 x schnell = 29,2%

82 x modular = 72,6%

25 x protabel = 22,1%

89 x zuverlässig = 78,8%

64 x flexibel = 56,6%

24 x billig = 21,2%

Der Schulungsaufwand für die Einführung der strukturierten Programmierung wurde zu 35,3 Prozent auf weniger als 1 Mannmonat geschätzt (25,7 Prozent meinten 1 bis 2 Monate). Die optimale Form der Einführung sei die firmeninterne Schulung mit firmeneigenen Referenten (72,6 Prozent) - das allerdings ist erst Teil des Ganzen. Frage:

Was heißt, "die strukturierte Programmierung wird eingeführt"?

3,3 x Die Programmierer besuchen

einen Kurs = 29,2%

56 x Programmierstandards werden

erstellt = 49,6%

45 x Ein Wekzeug wird eingesetzt = 39,8%

84 x Ein-Pilotprojekt wird durchgeführt = 74,3%

27 x Das Management trifft eine

Entscheidung = 23,9%

Daß die Realisierung eines Pilotprojektes die beste Form der Einführung neuer Programmiertechniken ist, gilt wohl allgemein und also auch für die strukturierte Programmierung. Wenn es Schwierigkeiten gibt, liegt es meist am branchenüblichen Zeitdruck. Frage:

Sie kennen sicherlich DV-Abteilungen, in denen die Einführung neuer Methoden wie zum Beispiel der strukturierten Programmierung Schwierigkeiten bereitet. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

9 x Methoden sind zu schwierig = 8,0%

37 x Methoden sind noch nicht

ausgereift genug = 32,7%

9 x Methodenschulung ist zu teuer = 8,0%

45 x Management erkenne nicht

den Wert der Methoden = 39,8%

20 x Management hat kein

Durchsetzungsvermögen = 17,7%

73 x Knappe Termine laufender

Projekte verhindern Einführung

neuer Methoden = 64,6%

Noch einmal muß betont werden, daß die Umfrage-Teilnehmer eine zufällig zu einem Kongreß zusammengekommene Gruppe von an Moderner Software-Technologie interessierten DV-Spezialisten war.

Was allerdings diese Art von Leuten denken, gibt zu denken.