Hinzu kommt der Reiz einer integrierten Umgebung: Mit Wartung und insbesondere mit der Schnittstellenbetreuung, so vermutet Sandoz-Mitarbeiter Beger, sind in einer nicht-integrierten Umgebung, in der vor allem Individualsoftware und nur wenige Standardpro

14.09.1990

Hinzu kommt der Reiz einer integrierten Umgebung: Mit Wartung und insbesondere mit der Schnittstellenbetreuung, so vermutet Sandoz-Mitarbeiter Beger, sind in einer nicht-integrierten Umgebung, in der vor allem Individualsoftware und nur wenige Standardprodukte zum Einsatz kommen, bis zu 70 Prozent der DV-Abteilung beschäftigt.

Eine deutliche Verringerung des Wartungsaufwandes impliziert in der Regel die Einsparung von Personalkosten oder den sinnvolleren Einsatz der DV-Fachkräfte.

"Wenn man heute bei SAP ein Modul, zum Beispiel Kostenrechnung, bestellt und einführt, dann kostet das schätzungsweise 100 000 Mark. Um ein entsprechendes Modul im Hause zu erstellen, muß man etwa mit dem fünffachen Betrag rechnen", so ein Beispiel von Sandoz-Mitarheiter Beger.

Unternehmen, die mit einer limitierten Personalbesetzung den DV-Betrieb aufrechterhalten wollen, müssen seiner Ansicht nach auf eine integrierte Umgebung von Standardmoduln zurückgreifen.

Wie aber bewahrt sich die DV eines Unternehmens noch ihre Individualität, wenn mit einer integrierten Umgebung wie SAP "Dutzendware" zum' Einsatz kommt? In den meisten Fällen ist der ursprüngliche Gedanke, über die gesamte Datenverarbeitung Wettbewerbsvorteile zu gewinnen, auf den Bereich Vertrieb/Marketing beschränkt worden.

Um schnell und aktuell am Markt zu sein und um den Informationsfluß zu optimieren, wird hier mit komplexen Datenbanksystemen, 4GL-Werkzeugen oder auch mit Expertensystemshells gearbeitet. Standardmodule im Verwaltungsbereich sind Pflicht. Sie unterscheiden sich - je nach Modifikation von Unternehmen zu Unternehmen kaum voneinander.

Nach Einschätzung von Hans-Jürgen Beger von der Sandoz AG hat zum Beispiel die Buchhaltung genau abgegrenzte, gesetzlich vorgeschriebene Funktionen zu erfüllen. In anderen Bereichen wie der Produktionsplanung und -steuerung, gebe es sogenannte "herrschende Lehrmeinungen", die vom Anwender im allgemeinen akzeptiert würden. Kurzum: Betriebswirtschaftliche Theorien seien für die meisten Anwenderunternehmen zu einer Norm geworden, an der nicht mehr gerüttelt, werde.

Nicht in jedem Fall ist jedoch das spezifische Know-how eines Unternehmens auf den Bereich Marketing beschränkt. Bei Unternehmen aus dem Banken- oder Finanzdinstleistungsbereich zum Beispiel ist möglicherweise die Buchhaltung ein zentrales "Produktionssystem". Oft wird der Stellenwert von kommerzieller Software in einem Unternehmen unterschätzt.

"Verwaltungssysteme kommen sehr viel weiter an die eigentliche 'Aktivitätenfront' eines Unternehmens", erläutert zum Beispiel DV-Experte Kütz. Die Entscheidung, ob Standardsoftware oder Individualentwicklungen eingesetzt werden sollen, sei nicht immer so leicht zu fällen wie allgemein angenommen werde. Heinrich Vaske