Objektorientierte Produkte im Kommen

Hewlett-Packard und Sunsoft bauen ihre OOP-Kooperation aus

17.01.1992

MÜNCHEN (CW) - Die Kooperation von Sunsoft und Hewlett-Packard (HP) im Bereich objektorientierter Techniken zeitigt erste Früchte. Nachdem die Objekt Management Group mit dem "Object Request Broker" (ORB) einen Technologievorschlag der Partner zum Standard gekürt hat, engagieren sich die Unternehmen für objektorientierte Datenbankprodukte.

Nach der offiziellen Formulierung haben die Betriebssystem-Tochter von Sun Microsystems und HP ein "Programm zur gegenseitigen Lizenzierung objektorientierter Technologien zur Entwicklung von Applikationen für verteilte DV-Systeme vereinbart". Als erstes konkretes Produkt wollen beide Unternehmen das "Distributed Object Management Facility" (DOMF) in ihre Betriebssysteme integrieren.

Dieses Werkzeug, ein Kernstück der ORB-Technik, läßt den Anwendern die Verschiedenheit der Hardwareplattformen und Vernetzungskonzepte in einer heterogenen Umgebung vergessen. So soll Entwicklern das Erstellen verschiedener Versionen ein und derselben Software erspart werden. Ein einziger Quellcode, so das Versprechen von HP und Sunsoft, wird dann auf den Systemen verschiedener Hersteller lauffähig sein. Mit einer Freigabe der DOMF-Produkte ist für die zweite Hälfte dieses Jahres zu rechnen.

Die Implementation soll konform zum eben verabschiedeten ORB-Standard sein. Dieser geht insofern über das DOMF-Konzept hinaus, als er nicht nur Programmierern dient. Vielmehr solle er allgemein als Kommunikationsmechanismus für Objekte in heterogenen Systemen dafür sorgen, daß die verschiedenen Protokolle und Schnittstellen durch den Aufruf entsprechender Werkzeuge aneinander angepaßt werden. Die Partnerschaft von HP und Sunsoft erschöpft sich damit keineswegs. Der nächste Technologievorschlag für die OMG ist bereits in Vorbereitung. Unter der Bezeichnung "Object Database Adaptor" soll ein allgemein zugängliches Anwendungs-Programmier-Interface (Common API) für objektorientierte Datenbanksysteme erstellt werden.

Zur Realisierung dieses Projekts arbeiten die Partner mit den Anbietern solcher Produkte zusammen. Die Unternehmen, die sich inoffiziell als Object Database Management Group (ODMG) bezeichnen, decken rund 80 Prozent des objektorientierte Datenbankmarktes ab (siehe auch CW Nr. 1/2 vom 10. Januar 1991, Seite 11: "Hersteller objektorientierter DBMS ziehen an einem Strang").

Der Object Database Adaptor soll als Produkt zwischen dem Object Request Broker und der Datenbank angesiedelt werden. Seine Aufgabe ist es, bei einer Anfrage die Datenbank mit der benötigten Information aufzurufen. Während Hewlett-Packard seit Dezember 1991 mit dem objektorientierten Datenbank-System "Open ODB" auf dem Markt ist (vergleiche CW Nr. 45 vom 8. November 1991, Seite 11: "HP zeigt objektorientierte DB auf Basis relationaler Technik"), plant Sun eigenen Angaben zufolge kein entsprechendes Produkt.