Hersteller sollen Spezifikationen nicht eingehalten haben Probleme mit PCI-Komponenten sorgen fuer Datenverluste bei PCs

02.09.1994

MUENCHEN (CW) - Benutzer, die PCs mit den neuen 90-Megahertz- Pentium-Prozessoren und PCI-Erweiterungskarten sowie PCI-Chipsets in Betrieb haben, muessen nach Meldungen aus den USA erhebliche Probleme gewaertigen. Im schlimmsten Fall reichen diese bis zum Verlust von Daten.

Verunsicherte Anwender widmen sich momentan einem neuen Hobby: Erfahrungsaustausch ueber Compuserve. Vor allem Besitzer von Dell- und Gateway-2000-PCs beklagen sich ueber Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Intels neuen 90-Megahertz-Systemplatinen. Allerdings werden diese von ganz unterschiedlichen PC-Herstellern benutzt.

Die Liste der aufgetretenen Stoerungen reicht von nicht bootenden Rechnern ueber scheinbar unmotivierte Systemabstuerze bis zu Datenverlusten sowohl im Arbeitsspeicher als auch auf Massenspeichern wie Festplatten. Zudem seien, so die Berichte, Probleme bei Peripheriekomponenten aufgetreten, die ueber den PCI- Bus an das PC-System andocken. Entweder sie funktionieren gar nicht oder zumindest nicht richtig.

Allerdings mehren sich die Stimmen, die nicht Intel die Schuld an den aufgetretenen Problemen zuweisen. Die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" zitiert eine Quelle bei einem Systemplatinenhersteller mit der Aussage, einige Hersteller von PCI-Komponenten wie etwa SCSI-Schnittstellen-Karten truegen auch zu der Malaise bei. Sie hielten sich naemlich nicht an die PCI- Spezifikationen.

Eine weitere Quelle wird mit den Worten zitiert, ungefaehr die Haelfte der Probleme sei diesen Third-party-Unternehmen zuzuschreiben. Platinenproduzenten seien immer bestrebt, die Funktionalitaet ihrer Produkte zu verbessern. Diese Bemuehungen endeten haeufig aber damit, dass mehr Probleme geschaffen denn vermieden wuerden.

Intel-Offizielle in den USA bestreiten, dass es mehr als die ueblichen Routineprobleme gebe. Dem widersprechen allerdings Anwender, PC-Hersteller und auch deren Zulieferer. Am haeufigsten kommen demnach Probleme vor, wenn Daten ueber den PCI-Bus geschickt werden. Diese seien dann oft fehlerhaft.

Die Klagen scheinen nicht ganz unbegruendet. So bestaetigt etwa Berend Haber, Vice-President Sales and Marketing fuer die Bereiche Europa, Mittlerer Osten und Afrika bei der Wyse Technology, die aufgetretenen Probleme. In der Testphase eines vor kurzem erst vorgestellten Rechners sei man mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert gewesen: "Gott sei Dank bewegen wir uns mit den meisten unserer Server-Modelle im High-end- beziehungsweise Multiprozessor-Bereich. Da kommen wir mit PCI nicht in Beruehrung."

Anders sieht es bei der Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) aus. Ein Firmensprecher verwies auf die Tatsache, dass die PC-Division in Augsburg das Design der Systemplatinen komplett selbst entwickelt und darueber hinaus intensive Simulationstests der Hauptplatine vornimmt. "Zudem halten wir uns exakt an die PCI- Spezifikationen von Intel. Deshalb hatten wir noch keine Probleme." Aehnlich sieht es bei dem momentanen PC-Ueberflieger Compaq aus: Auch dort werden die Systemplatinen selbst entworfen und getestet.

So scheint einiges darauf hinzudeuten, dass die Probleme mit PCI- Subsystemen vor allem bei Billiganbietern auftreten. Im Gegensatz zu den grossen PC-Herstellern bauen sie in der Regel lediglich Einzelkomponenten zusammen, koennen oder wollen sich aber keine teuren Entwicklungs- und Testabteilungen leisten, in denen schon im Vorfeld nicht kompatible beziehungsweise den PCI-Standards nicht entsprechende Komponenten aussortiert werden.