Messe-Rundgang: Webshop-Software

Hersteller bedienen B-to-C und B-to-B gleichermaßen

27.10.2000
MÜNCHEN (CW) - Software zum Aufbau von Internet-Geschäften liegt nach wie vor hoch im Kurs. Allerdings fällt die Unterscheidung zwischen Programmen für Business-to-Consumer- und Business-to-Business-Shops zunehmend schwerer.

Nahezu alle namhaften Hersteller von Internet-Software bedienen gleichermaßen die beiden Segmente Business-to-Consumer und Business-to-Business, und das aus gutem Grund: Einerseits sollen Internet-Shops ihre Kunden bedienen, andererseits sind die Betreiber selbst Kunden, und zwar bei Lieferanten und Logistikdienstleistern. Zwar rechnen Marktforscher bei E-Commerce-Software nicht mehr mit den Zuwächsen der letzten Jahre, dennoch beziffert beispielsweise Frost & Sullivan den Umsatz mit solchen Programmen im Jahr 2006 allein für Europa auf etwa 2,5 Milliarden Dollar. Derzeit liegt er bei etwas mehr als 267 Millionen Dollar.

Ein weiterer Trend ist ebenfalls unverkennbar: E-Commerce-Software kommt ohne Web-Content-Management (WCM) nicht mehr aus. Wenn auch Branchengrößen wie Broadvision oder Open Market nicht auf dem Münchner Messegelände vertreten sind, so zeigen doch hiesige Hersteller von E-Commerce-Software Flagge.

Zu den Highlights der Systems 2000 dürfte in dieser Produktkategorie die Freigabe des "Commerce Server 2000" von Microsoft (Halle A4, Microsoft-Stand) zählen, den es bisher nur als Beta-Version gab. Der Nachfolger der "Site Server 3.0 Commerce Edition" umfasst eine Reihe von Funktionen für die individuelle Kundenansprache. So lassen sich Profile von Käufern anlegen und verwalten. Auf dieser Grundlage erzeugt das System dynamisch auf den einzelnen Site-Besucher zugeschnittene Web-Inhalte und Produktangebote. Auch hat Microsoft nach eigener Aussage die Katalogverwaltung verbessert. Der Online-Einkäufer erhält so umfangreichere Suchfunktionen. Außerdem soll diese Komponente den Datenaustausch mit den Stammdaten von Geschäftspartnern erleichtern. Damit Firmen ihre Online-Anwendungen schnell zum Laufen bringen, hat der Hersteller dem Produkt 80 Module beigefügt, mit denen sich elektronische Geschäftsprozesse schnell gestalten lassen sollen. Zudem dienen Pipeline-Komponenten dazu, IT-Systeme an die E-Commerce-Plattform anzubinden.

Anstatt Lizenzen zu verkaufen bietet die Msg at Net aus Neuss (Halle A4, Stand 410) Shop-Lösungen zur Miete an. So erhalten Firmen, die in den E-Commerce einsteigen wollen, mit "Omnishop SB" für knapp 200 Mark pro Monat ein virtuelles Ladenlokal im Netz. Für mittelständische Unternehmen, die Business-to-Business-Geschäfte betreiben wollen, ist "Omnishop MB" gedacht. Speziell für die Anbindung von Fachhändlern bietet diese Software Rabattstaffeln und individualisierbare Preise. "Omnishop Wap" soll Firmen in die Lage versetzen, ihre Produkte auch den Nutzern von Internet-fähigen Mobilfunktelefonen anzubieten. Dieses System befindet sich jedoch noch in der Entwicklung.

Mit seiner Transaktionsplattform "Business 2" hat Open Shop (Halle B3, Stand 235/340) Mitte September eine neue Version seiner Business-to-Business-Lösung herausgebracht. Das Produkt enthält eine "Transaction Engine" zum Verarbeiten von Geschäftsvorfällen sowie Protokollfunktionen und Datenmodule, die eine Anbindung an Business-Software erleichtern sollen. Über Integrationskomponenten von Drittherstellern sollen sich Payment-Systeme für die Online-Bezahlung mit Business 2 verknüpfen. Das "Open Shop Auction Module" ist als Plattform für Internet-Versteigerungen bestimmt.

Die in Starnberg bei München ansässige Beans AG (Halle B3, Stand 143/244) serviert den Messebesuchern einmal mehr "Cappuccino". Dieses Software-Framework eignet sich nach Angaben des Herstellers sowohl zum Aufbauen von Web-Geschäften als auch zum Entwerfen virtueller Marktplätze. Darüber hinaus sollen sich bestehende Anwendungen eines Unternehmens in die E-Commerce-Umgebung einbinden lassen. Dazu zählen neben Enterprise-Resource-Planning-Systemen auch Web-Content-Management-Programme. Auf der Messe präsentiert Beans vor allem Integrationslösungen, darunter die Anbindung an ein Logistiksystem.

Die Internolix AG (Halle B3, Stand 333/538), Anbieter von E-Commerce-Software aus Limburg an der Lahn, präsentiert ihre zwei Produktlinien "Professional Line" und "Easy Line", die zur Einrichtung von Webshops dienen. Die Pakete der Professional Line sind für verschiedene Unternehmensgrößen zugeschnitten, von der Software auf kleine Betriebe, über die Mittelstandsvariante bis zum Shopping-System für Großfirmen. Mit optionalen Modulen soll der Betreiber Cross-Selling-Funktionen einrichten können.

Internolix präsentiert auch einige Neuerungen der Software "Mini Market 2000" aus der Easy Line. Sie soll nun auch WAP-fähig sein und Bezahlsysteme wie SET und Cybercash unterstützen.

Anbindung des BackendAuch IBM (Halle B4, Stand 261/458) zeigt eine E-Commerce-Software. Die "Websphere Commerce Suite" stellt der Konzern im Rahmen einer Showcase vor, wobei das Zusammenspiel mit Customer-Relationship-Management-Systemen, dem Supply-Chain-Management sowie der Business-Software SAP R/3 im Vordergrund steht. Die "Start Edition" des IBM-Produkts enthält die DB2-Datenbank, den Websphere Application Server sowie ein Unterstützungsmodul für das Bezahlverfahren Secure Electronic Transaction. Die "Pro Edition" umfasst zudem Integrationselemente für SAP R/3, EDI, CICS, IMS und Mqseries.

War Intershop (Halle C2, Stand 441/540) am Anfang ein rein auf B-to-C-Software ausgerichteter Anbieter, stößt die Firma verstärkt ins B-to-B-Geschäft vor. So hat der Anbieter jüngst mit Commerce One, Spezialist für elektronische Bestellwesen via Internet, eine Kooperation geschlossen. Intershops Produkt "Enfinity" bildet beispielsweise die Basis des Online-Marktplatzes www.hier-kauft-die-werkstatt.de, einer Handelsplattform für Kfz-Werkstätten und Fachhändler. Die Enfinity-Software umfasst einen Applikations-Server sowie Server-Module zum Verarbeiten von Transaktionen und der Verwaltung von Katalogdaten. Auch enthält das Produkt laut Hersteller mit "Intelligent Merchandiser" eine Reihe von Basisfunktionen zum Verwalten von Kundenprofilen, fürs Cross-Selling und für Produktvergleiche. Der "Pipeline Orchestrator" soll Systemmanager in die Lage versetzen, bestehende IT-Systeme an die Shopping-Plattform anzubinden.

Die AnbieterMicrosoft, Unterschleißheim, (Halle A4, Microsoft-Stand),

Msg at Net, Neuss, (Halle A4, Stand 410),

Open Shop, München, (Halle B3, Stand 235/340),

Beans AG,Starnberg, (Halle B3, Stand 143/244),

Internolix AG, Limburg an der Lahn, (Halle B3, Stand 333/538),

IBM, Stuttgart, (Halle B4, Stand 261/458)

Intershop, Jena, (Halle C2, Stand 441/540)