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Hat Reuters eine Firmen-Website gehackt?

30.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der schwedische ERP-Anbieter Intentia International AB mit deutscher Niederlassung in Hilden hat Strafanzeige gegen die international tätige Nachrichtenagentur Reuters Ltd. erstattet. Intentia wirft der in Großbritannien beheimateten Agentur vor, sie habe sich auf illegale Weise die Geschäftsergebnisse des dritten Quartals angeeignet. Hierzu seien die Journalisten in den Unternehmens-Webserber von Intentia eingedrungen. Reuters hat die Anschuldigungen weit von sich gewiesen.

Intentia behauptet, man könne beweisen, dass von einem System, das eine zu Reuters gehörende Internet-Protocol-(IP-)Adresse besitzt, in den Unternehmens-Webserver gehackt wurde. Susan Allsop, Unternehmenssprecherin bei Reuters, bestätigte zwar, dass ein Journalist der Reuters-Niederlassung in Stockholm die Kopie eines Geschäftsberichts von der Intentia-Webside erhalten habe. Reuters habe aber keine Gesetze verletzt. "Wir streiten die Anschuldigungen von Intentia völlig ab. Die Informationen stammen von der Website von Intentia und dort aus dem öffentlich zugänglichen Bereich. Der Geschäftsbericht stand auf deren öffentlich zugänglicher Internet-Homepage. Dort wurde er publiziert und deshalb haben wir aus dem Bericht zitiert."

Intentia ließ durch Thomas Ahlerup, den Leiter für Unternehmens- und Investorbeziehungen bei Intentia, bekanntgeben, man beschuldige Reuters nicht, "aber wir können auch nicht ausschließen, dass irgendjemand eine zu Reuters gehörige IP-Adresse benutzte, um sich auf unsere Homepage zu begeben und dass sechs Minuten nach dieser Aktion Reuters eine Gewinnwarnung bezüglich des Intentia-Profits auf seiner Homepage veröffentlichte."

Reuters-Sprecherin Allsop wiederum bestätigte, dass es auf der Intentia-Website keinen direkten und sichtbaren Link auf die Seite bei den Schweden gibt, auf der der Geschäftsbericht stand. Wie ein Journalist von Reuters Einsicht und Zugriff auf den Geschäftsbericht gewinnen konnte, sagte sie allerdings ebensowenig wie sie die Identität des Journalisten veröffentlichte. Allsop sagte lediglich, der Journalist habe keine illegalen Mittel angewandt. (jm)