Kommentar

Hase und Igel

20.02.1998

Es ist wie in der Fabel vom Hasen und dem Igel: Wann immer Bill Gates im jungen Online-Markt das große Geschäft witterte, waren andere längst da. So erging es ihm auch mit dem Online-Dienst "The Microsoft Network" (MSN). Was aber tun, wenn die Claims bereits abgesteckt sind?

Drei Möglichenkeiten boten sich der Gates-Company: Erstens, sie versucht, den Markt über die Kopplung von Betriebssystem und Online-Dienst zu knebeln. Dafür gab es vom US-Justizministerium etwas auf die Finger. Also mußte man es in Redmond wohl oder übel mit ehrlicher Arbeit probieren und einfach besser sein als die Konkurrenz. Leider honorierte das die Kundschaft nicht in ausreichendem Maß. Letzter Ausweg dann und beliebte Microsoft-Strategie: Nehme aus der Portokasse ein paar hundert Millionen Dollar, kaufe einige vielversprechende Startups und Partnerschaften ein, schlage einen Haken und serviere den alten Braten als jungen Hasen.

Bill Gates wird den Surfern seinen Online-Dienst künftig als Eingangsportal ins World Wide Web präsentieren - wie es ihm Yahoo, Netscape und andere einmal mehr vorexerziert haben. Er springt erneut auf einen fahrenden Zug auf, ohne das Ziel zu kennen. Es wird sich zeigen, ob MSN dabei endgültig unter die Räder kommt.