Protokollkonverter für Akustikkoppler:

Handshaking mit einem "Mädchen für alles"

21.03.1986

Als "Mädchen für alles" stellt die Düsseldorfer gvm eine Produktkombination aus einem Protokollkonverter und dem Datensicherungsprotokoll "Save Link" vor. Zwar gestatten neuere Akustikkopplermodelle eine schnelle Datenübertragung mit 1200 Baud, aber viele Personalcomputer und Treiberprogramme seien darauf noch nicht vorbereitet, schreibt Jochen Gerhardt, Geschäftsführender Gesellschafter der Beratungs- und Distributionsgesellschaft am Rhein.

Der Einsatz von Akustikkopplern zur Datenübertragung mit 1200 Baud stößt in der Praxis auf Anpassungsprobleme der Schnittstellenprotokolle Vollduplex, Halbduplex und Split-Speed, die von den DFÜ-Komponenten Akustikkoppler, computerseitige V.24-Schnittstelle und Treibersoftware unterschiedlich bereitgestellt werden (vergleiche Kasten). Durch einen zwischengeschalteten Protokollkonverter läßt sich jedoch in allen Anwendungsfällen eine preiswerte Anpassung erzielen.

Nur V.24-Schnittstelle notwendig

Der Protokollkonverter ist ein eigenständiges Computersystem, dessen Programmierung auf die Zusammenarbeit mit den am Markt erhältlichen Terminalprogrammen ausgelegt ist. Damit bleibt dem Anwender die Auswahl aufgabenspezifischer Software, zum Beispiel zum Dialog, zum File-Transfer oder zur Benutzung öffentlicher Datendienste, freigestellt. In einer zweiten Ausführung ist zusätzlich das Datensicherungsprotokoll Save-Link implementiert, das eine fehlerfreie Kommunikation zwischen zwei V.24-Schnittstellen ohne spezielle Treibersoftware ermöglicht.

Als Voraussetzung ist lediglich eine 1200-Baud-Vollduplex-V.24-Schnittstelle an der Datenendeinrichtung (DEE, zum Beispiel ein Personalcomputer) erforderlich, die in den meisten Fällen vorhanden oder leicht nachrüstbar ist.

Die eigentliche Anpassung erfolgt im Protokollkonverter über je eine V.24-Schnittstelle zur DEE und zum Akustikkoppler (DÜE) (siehe Bild 1). Dazu wird DEEseitig ein Vollduplex-Protokoll mit folgender Parametereinstellung benutzt (bei Mehrfach-Nennung wahlweise): Übertragungsgeschwindigkeit von 300/1200 Baud vollduplex;

Anzahl Datenbit: acht; Anzahl Stopbit: eins;

Parität: None/Even/Odd/Mark und Protokoll: None/XON-XOFF/RTSCTS/Modem.

Die erforderliche Einstellung ist abhängig von den möglichen Parametereinstellungen der DEE. Besondere Aufmerksamkeit ist den Handshake-Protokollen zu widmen, die den Datenfluß zwischen der DEE und dem Protokollkonverter regeln. Gerade die DÜEseitigen Betriebsarten Halbduplex und insbesondere Semiduplex mit 75 Baud Sendegeschwindigkeit verursachen beim Konvertieren Zeitprobleme, die vom Konverter abgefangen werden müssen. DEEseitig mit 1200 Baud abgehende Daten werden im Konverter so umfangreich gepuffert, daß selbst ausgedehnte Quittungsprotokolle eines DEEseitig verwendeten Sicherungsprotokolls mit um das 16fache reduzierter Geschwindigkeit (75 Baud) ohne Verluste an die DÜE weitergegeben werden können. Vor allem bei der zeitoptimierten Datex-P-Datenbankrecherche mittels Batchfiles sind jedoch Datenmengen denkbar die über das Puffervolumen des Konverters hinausgehen können. In diesem Fall werden Datenverluste durch den Handshake zwischen dem Konverter und der DEE mittels ON/XOFF oder besser RTS/CTS vermieden. Im Protokoll-Modem verhält sich der Konverter wie ein Vollduplexmodem, das heißt DTR und DCD werden direkt zur DEE geleitet. Der Handshake erfolgt über CTS und XON/XOFF.

DÜEseitig sind alle Parameter einstellbar, die mit Akustikkopplern zur Zeit möglich sind: 300 FDX/600 HDX/ 1200 HDX/ 1200-75 SDX/75-1200 SDX Baud;

Datenbit: 7/8 Stopbit: 1/2;

Parität: None/Even/Odd/Mark/ Space;

Protokoll: None/XON/XOFF;

Error-Handling: ON/OFF.

Unter Error-Handling ist ein Prüfverfahren zur Ermittlung von Stopbits oder Framing-Errors zu verstehen, die bei schlechter Telefonverbindung auftreten können und in Stellung ON gegenüber der DEE unterdrückt werden.

Die Wahl der übrigen Parametereinstellungen ist abhängig von der verwendeten DÜE sowie der Einstellung des Kommunikationspartners.

Die Flexibilität des Protokollkonverters in der Parametereinstellung

wird unterstützt durch ein anwenderfreundliches Handling. Alle Parameter lassen sich über DIP-Switches fest einstellen, um ein sofortiges Arbeiten in der Hauptanwendung, zum

Beispiel Datex-P, sicherzustellen. Eventuelle Änderungen, zum Beispiel beim File-Transfer, sind menügesteuert über die DEE programmierbar.

Die Anwendung des Konverters liegt im Bereich der programmierbaren Datenendeinrichtungen. In Verbindung mit der großen Auswahl guter Terminalsoftware bietet er für fast jede Aufgabe eine optimale Lösung. Darüber hinaus kann seine Leistung zum Beispiel zum Anschluß nicht programmierbarer Terminals ans Datex-P-Netz genutzt werden.

Den weiteren Ausbau bietet Save-Link (siehe Bild 2). Hier wird die Anpassung der Schnittstellenprotokolle um ein Datensicherungsprotokoll erweitert. Das Gerät ist ausschließlich für Anwendungen im öffentlichen und privaten Telefonnetz konzipiert, bei denen zumindest ein Kommunikationspartner mangels Programmierung kein Datensicherungsprotokoll fahren kann. Als typische Beispiele sind denkbar:

þder Anschluß eines Terminals an den Host,

þdie Fernbedienung und Fernwartung von Computersystemen über die V.24-Schnittstelle,

þder Dateitransfer aus Programmen ohne Kommunikationsteil,

þder Betrieb eines externen Druckers,

þdie Übertragung von Meßwerten externer Stationen an die Zentrale,

þdie Umrüstung vorhandener MDE-Einheiten vom Einweg-Mufftransfer auf gesicherten Datenfluß über Akustikkoppler.

Save-Link verwendet DÜEseitig die Betriebsart Halbduplex, läßt sich aber grundsätzlich wie der Protokollkonverter einstellen. Bei aktivem Handshaking zur DEE kann im laufenden Betrieb der Datenfluß ohne Fehler oder Datenverluste DÜEseitig unterbrochen werden, zum Beispiel durch Trennen und Neuwählen der Telefonverbindung bei schlechten Telefonleitungen. Das Save-Link-Protokoll bietet dem Anwender auch bei unidirektionaler Halbduplexübertragung den Vorteil des fast gleichzeitigen Sendens und Empfangens. Damit läßt sich eine eingeleitete Datenübertragung, zum Beispiel der Aufbau einer Menümaske in der Terminal-Host-Anwendung, mit der Auswahl des Menüpunktes durch den Terminalbenutzer vorzeitig abbrechen .

Insgesamt gesehen werden mit dem Protokollkonverter und Save-Link zwei neue DFÜ-Bausteine geboten, die nicht nur durch ihre geringen äußeren Maße dem modernen Akustikkoppler neue Anwendungsgebiete erschließen.