Hahnenkämpfe

28.10.1983

Was dem einen sein "Casablanca", ist dem anderen sein "Manche mögen's heiß".

Trauerwein mag Marilyn - und eine Szene aus dem Billy-Wilder-Klassiker hat's ihm besonders angetan: Schlechte Augen, vermutet MM, hätten die Superreichen, weil sie ständig die schmalen Börsenspalten in den Wirtschaftszeitungen lesen müßten.

Wenn S. T. nicht schon Brillenträger wäre, müßte er um seine Sehkraft fürchten. Denn als DV-Verantwortlichen kann es einem nicht mehr egal sein, wie die Computerhersteller an der New York Stock Exchange - im Börsenjargon: NYSE - notieren.

Der 18. Oktober 1983 dürfte als "Schwarzer Dienstag" in die Annalen eingehen. Die Kurse vieler Computerpapiere störten ins Bodenlose, nachdem DECs Quartalsschwäche bekannt geworden war.

Für Sebastian kein Grund zur Aufregung: Nicht daß er das nötige Kleingeld hätte, jetzt günstig DV-Aktien zu kaufen. Aber das Börsenspektakel, insbesondere um einige PC-Anbieter, erinnert doch sehr an die in Südostasien so beliebten Hahnenkämpfe, bei denen es um Wettgewinne geht - und sonst gar nichts.

Nun hat man die Leidenschaft für diesen "Sport" auch im Silicon Valley und an der Wallstreet entdeckt. Und da ist es eben konsequent, Computerfirmen nur der Spekulation halber zu gründen. Kräht kein Hahn danach, ob die jemals Marktanteile erringen.