Mac im Eigenbau

Hackintosh: Vorzüge und Nachteile

02.07.2017
Von  und Rob Griffiths
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Einen Computer aus frei gewählten Komponenten selbst zusammenbauen und darauf macOS installieren? Schwierig, aber nicht unmöglich.
Foto: padu_foto - shutterstock.com

Apple will den Mac Pro wieder modular machen, doch wird die neue Maschine nicht vor 2018 erscheinen und es ist völlig ungewiss, was Apple mit modular meint. Ob man wirklich all seine Wunschkomponenten im Build-to-Order-Prozess unter bekommt und selbst noch Dinge einbauen kann? Oder wird es wieder gewisse Einschränkungen geben? Die Lösung dafür heißt Hackintosh und ist nur so halb legal, weil Apple sein macOS eben nicht für andere Rechner als die eigenen freigibt. Die größere Hürde besteht aber wohl darin, die richtigen Komponenten zu finden und zu verbauen, sowie die Software zu installieren und zum Laufen zu bringen. Hackintoshs sind also eher Bastlerprojekte und damit keine kommerzielle Gefahr für Apple - wohl der Grund, warum diese Art von Eigenbaurechnern von Cupertino zumindest geduldet sind.

Unsere beiden Macworld-Kollegen Rob Griffiths und Kirk McElhearn haben langjährige Erfahrungen mit dem Thema und haben schon viele Hackintoshs gebaut. Zwei detaillierte Bauanleitungen sind dabei herausgekommen:u8zh

Beide Anleitungen sind zwar lesenswert, aber sehr komplex und voller Details, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen. Rob Griffiths war aber so freundlich, das Wesentliche zusammen zu fassen, Vorteile und Nachteile von Hackintoshs zu nennen, sowie den angesprochenen Bastlern ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben, wie sie ihr Projekt angehen können. Hier seine Erkenntnisse:

Warum Sie einen Hackintosh bauen sollten

Es gibt viele Gründe dafür, sich einen Hackintosh zu basteln. Das sind die wichtigsten:

Freie Auswahl: Sie können exakt das bauen, was Sie brauchen und müssen nicht das bekommen, was Apple Sie haben lassen will. Sie haben die freie Wahl: Ein portabler in Größe eine Bierglases oder ein High-End-Tower. Integrierte Grafik oder dedizierte aus dem High-End. Beliebige Größe der Festplatte (oder SSD), Geschwindigkeit, Anzahl und Kapazität des RAM und viel mehr. Sie bauen genau das, was Sie wollen und was Ihr Budget hergibt.

Kosten: Wählen Sie die Komponenten selbst aus und bauen Sie zusammen, können Sie deutlich an Geld sparen. Der von Kirk McElhearn gebaute Kompaktrechner kostete ihn 464 US-Dollar [plus Arbeitszeit, Anm. der Red.], in der Leistung schlägt er den Mac Mini, den Apple für 999 US-Dollar verkauft. In meinem Fall fällt der Vergleich etwas schwerer, da der iMac ein 5K-Display mitbringt. Zählt man jedoch ein Display von LG für 1.300 US-Dollar zu den Komponentenkosten von 1.567 US-Dollar hinzu. liegt man immer noch um 500 US-Dollar unter dem Preis des derzeitigen High-End-iMac. Und meine Maschine wird den iMac hinsichtlich Gaming-Performance beschämen und in Sachen CPU-Leistung zumindest gleichwertig sein, wenn nicht gar besser.

Upgradefähigkeit: Bauen Sie Ihren eigenen Mac, können Sie von Zeit zu Zeit einzelne Bauteile durch neuere oder bessere ersetzen. Wenn Sie sich etwa nicht sicher sind, ob sie eine Hig-End-Grafikkarte für 500 Dollar wirklich benötigen, kaufen Sie doch erst einmal eine einfachere für 100 Dollar und sehen Sie, ob Sie damit schon klar kommen. Wenn nicht, verkaufen Sie sie eben wieder und schaffen sich die teure an. Das gilt im Prinzip für jede Komponente.

Warum Sie keinen Hackintosh bauen sollten

Auf der Kontra-Seite stehen einige Argumente, die Ihr Projekt beenden könnten, bevor Sie es beginnen.

Keine allumfassende Garantie : Zwar wird jede der Komponenten eine Garantie und Gewährleistung mitbringen (müssen), es gibt aber keine Garantie für die Maschine als Gesamtheit. Wenn die CPU kaputtgeht, müssen Sie sich mit deren Hersteller oder Verkäufer herumschlagen. Ist die GPU defekt, müssen Sie sich womöglich an einen anderen Hersteller oder Verkäufer wenden.

Handwerk gefragt: Wenn Sie noch nie einen Computer selbst gebaut haben, kann es eine verwirrende Erfahrung sein, wenn um Sie herum viele Schachteln mit Bauteilen liegen und Sie nicht so recht wissen, wo und wie Sie anfangen sollen. Immerhin gibt es da draußen tausende von Anleitungen und allzu kompliziert ist es dann doch nicht.

Instabilitäten: In der Regel ist nicht die Hardware das Problem, dafür aber die Software. Jedes Mal, wenn Apple ein Update für macOS herausbringt, ist es nicht sicher, ob Ihr Hackintosh dessen Installation überlebt. [Niemals aktualisieren ist aber auch keine Alternative, wegen etwaiger Sicherheitslücken oder nützlicher neuer Funktionen, Anm. d. Red.] Bevor Sie ein (Wartungs-)Update auf Ihren Hackintosh aufspielen, sollten Sie zunächst sorgfältig das Internet nach Erfahrungen anderer Nutzer durchforsten.

Für Geeks: Allerhöchstwahrscheinlich werden Sie viel Zeit mit dem Terminal von macOS verbringen müssen. Wenn Sie darauf keine Lust haben, sollten Sie keinen Hackintosh bauen.

Es ist kein Mac, bevor Sie ihn zu einen machen : Das ist der kritischste Punkt überhaupt und für die meisten die höchste Hürde. In unseren Artikeln haben wir beschrieben, dass mehrere Installationen erforderlich waren, um unsere Maschinen zum Laufen zu bringen. Zwischen den Neuinstallationen war eine Menge von Recherche notwendig, die viel Zeit erforderte. An meinem Projekt saß ich insgesamt etwa 30 Stunden. Am Ende mag selbst das vergeblich sein, weil Sie keine nach Ihren Maßstäben funktionstüchtige Maschine bekommen.

Tipps für den Bau eines Hackintosh

Wenn Sie die Argumente für einen Hackintosh mehr überzeugt haben als die dagegen, haben wir ein paar zeitsparende Tipps:

Sie wollen einen Hackintosh bauen? Wir sagen Ihnen, wie es geht.
Sie wollen einen Hackintosh bauen? Wir sagen Ihnen, wie es geht.
Foto: David Crockett - shutterstock.com
  1. Nutzen Sie den Kaufratgeber auf tonymacx86.com und kaufen Sie nur darin aufgelistete Komponenten, von denen man weiß, dass sie in Hackintoshes funktionieren. Außerhalb dieser Liste riskieren Sie nur Ihr Geld und Ihre Zeit.

  2. Kaufen Sie alle Bauteile besser bei einem Händler, um möglichst gleiche Garantiebedingungen zu bekommen. Neben Amazon ist auch NewEgg ein guter Kandidat. Das erleichtert die Handhabung von Hardwareproblemen.

  3. Erst alle Anleitungen lesen, dann Komponenten einbauen und installieren. Schließlich wollen Sie nicht bei Schritt sieben angelangt sein, um fest zu stellen, dass Ihnen etwas fehlt.

  4. Gehen Sie langsam und in kleinen Schritten vor. Nachdem Sie fertig gebaut haben, installieren Sie als erstes macOS und bringen es zum Laufen. Erst dann können Sie sich darum kümmern, Grafikunterstützung, Audio, Netzwerk und dergleichen hinzuzufügen, nach und nach.

Fazit

Sollen Sie nun oder sollen Sie nicht? Darauf gibt es keine einfache Ja/Nein-Antwort, versuchen wir es aber. Ich sage "Ja", wenn Sie gerne an Hardware und im Terminal herumbasteln und gerne etwas bauen. Ich sage auch "Ja", wenn Sie nicht vorhaben, Ihren Hackintosh zu Ihrem Hauptrechner zu machen, an dem einfach alles funktionieren sollte, was Apple vorgesehen hat. Ein "Ja" bedeutet, dass Sie das in das Geld verlieren könnten und eine Maschine bekommen, die nicht nach Ihren Wünschen läuft.

Darüber hinaus würde ich "Nein" sagen. Und das ist vermutlich der Grund, warum Apple dieses Marktsegment schlicht in Ruhe lässt. Es besteht keine Gefahr, dass die Hobbybastler Apples Geschäftsmodell mit ihren Macs Marke Eigenbau stören würden. Im Gegenteil könnte es sogar mehr Anwender dazu bringen, sich einen echten Mac bei Apple zu kaufen, weil sie müde sind, bei jedem Update von vorne anfangen zu müssen und einfach nicht alles so läuft, wie es sollte. Werde ich nochmal einen bauen? Weiß ich noch nicht, zwischen dem ersten und dem zweiten vergingen neun Jahre. Fragen Sie mich also im Jahr 2026 wieder danach. (Macwelt)