GUUG-Nachlese Unix in Deutschland: Neue Themen draengen nach vorne

07.10.1994

WIESBADEN (ua) - Dass Unix nicht die Ultima ratio offener Systeme ist, erklaerte die German Unix User Group gleich zur Eroeffnung der diesjaehrigen Jahrestagung. Der Verein bekennt sich nun zu einem "DOS lite", zur schillernden Welt des Internet und noch ein wenig zaghaft zum Public-Domain-Betriebssystem Linux. Im Vordergrund des fachlichen Disputs standen Vernetzungsprobleme und System- Management-Techniken.

"Weg von der eierlegenden Wollmilchsau Unix - hin zu DOS lite", verkuendete der GUUG-Vorsitzende Burkhard Storck. Um Missverstaendnissen vorzubeugen: Es handelt sich dabei nicht um ein Verkriechen unter die Microsoft-Fittiche; DOS ist hier nur das Kuerzel fuer "Distributed Operating System, eine verteilte, offene Betriebssystem-Umgebung".

"Dass Unix heutzutage synonym mit offenen Systemen gebraucht wird, war fuer uns nur eine Frage der Marketing-gerechten Wortwahl. Wer heute Client-Server-Systeme anpeilt, muss zunaechst kraeftig in Know- how investieren. Da koennte die Vision von offenen, objektbasierten Systemen schon gefallen." Storck verspricht: "Dafuer wollen wir uns als GUUG stark machen." In Linux, einem Public-Domain-Unix, das in einigen Ecken etwas verschaemt gezeigt wurde, und im Internet sieht der Verein zukunftstraechtige Themen.

Mit dem Internet will sich auch die OSF schmuecken. Das Netz wurde flugs zum Traegermedium des vieles versprechenden, doch bislang verschmaehten Architecture Neutral Distribution Format (ANDF) - einem Zwischenformat fuer die plattformunabhaengige Codierung von Applikationen. OSF-Cheftechniker Ira Goldstein waehlte die Idee von einer weltumspannenden elektronischen Softwaredistribution als Thema seines Eroeffnungsvortrags (siehe Seite 20).

Ab 1996 soll die GUUG-Jahrestagung mit ihrem Rahmenprogramm voellig in Regie des Vereins organisiert werden, also nicht mehr zusammen mit der Network GmbH. Ein lohnendes Geschaeft: Immerhin belaeuft sich der Umsatz der Veranstaltung auf rund zwei Millionen Mark. Nun gruendete der Verband eine Dienstleistungsfirma, die sich darum und verstaerkt um den kommerziellen Erfolg Unix-basierter Systeme kuemmern soll. "Wir wollen weg vom Image der netten Unix-Freunde", so Storck. Ueber das diesjaehrige Treffen liess sich eine positive Bilanz ziehen: Rund 283 Aussteller, etwa 380 Kongressteilnehmer und zirka 8900 Besucher konnte die Messe verbuchen.