Zur Sache:

Gurilla Methoden

04.09.1981

Mit welchen Argumenten einige Broker gegen die PCMs (Plug Compatibel Manufacturers) schießen, zeigt der Auszug eines Rundschreibens der Hamburger ICC GmbH:

Da in Sachen Hardware-Entwicklung und Preisgestaltung zur Zeit kein Spielraum für Experimente und Manöverspiele zu vertreten ist, kann die nächste große Runde in der regelmäßig erforderlichen Marktbereinigung eigentlich nur Software heißen. Diesmal geht es gegen die PCMs, und damit hauptsächlich gegen die japanischen Billig-Anbieter. Nicht jedoch gegen die Anwender, auch nicht gegen die PCM-Anwender!

Wie würden Sie sich verhalten, wenn Ihre Mitbewerber mit Ihnen veranstalten, was die PCM-Mafia (wir zählen zur Zeit acht "Familien") mit der IBM macht? Man könnte die harte Linie fahren, mit stillschweigender Duldung der neuen US-Administration und der EEC. Jeder weiß, daß allein auf der Basis ihrer (zugegeben) übergroßen Marktanteile (in Japan immerhin noch 30 Prozent) der Blaue Riese seine Stecker- oder Software-kompatible Konkurrenz zur Schrottpresse verurteilen könnte, wenn er seine wohlgefüllten Schubladen öffnet and einen der vielen möglichen Software- oder Mikroprogramm-Hämmer wirft. Wenn.

Wäre es denn wirklich so unvorstellbar gewesen, wenn IBM die Software-Unterstützung für PCM-Rechner legal bremst, erschwert, blockiert durch eine Vielzahl von Maßnahmen, die sich nach der Guerilla-Methode "Tausend Nadelstiche" tödlich summieren? Wir sehen, daß viele User und alle PCMs dies befürchtet haben. Spätestens wenn Sie diesen Artikel gelesen und womöglich durchdacht und nachgeprüft haben, bleibt den PCs nur noch übrig, sich zu fürchten. Und glauben Sie uns: Sie tun es!

Aus der Sicht führender Banken leben diese Firmen jetzt nur noch von der Hand in den Mund, mögen die individuellen Leistungen auch noch so bewunderungswürdig sein. Vorsichtige PCM-Anwender haben seit jeher einen gleichartigen IBM-Rechner daneben stehen, der Ihnen den Software-Nachschub sichert. Übrigens sichert er auch der IBM gewisse Umsätze und Kontakte mit dem Kunden.

Was bedeutet nun die Schlagzeile in COMPUTERWORLD von 15. Juni 1981 die da lautet: IBM gewährt PCM-Usern Lizenzprogramme und Software-Support"?

Gibt IBM jetzt auf? Gibt sie nach? Wir alle haben doch eigentlich erwartet, daß der Software-Hammer in eine ganz andere Richtung fliegt.

Hier hat IBM in Japan und von Japan gelernt. Die traditionelle japanische Grundidee, vorhandene Hardware-Grundideen zu kopieren, ist uns allen schmerzlich bewußt: Kameras, Ferngläser, Uhren, Stereo-Anlagen, Fernseher, Radios, Autos, Schiffe, Flugzeuge und Computer. IBM hat Japan an der Wurzel gepackt, und zwar mit der traditionellen Judo-Taktik: Wenn der Gegner einen Schlag führt, wird dieser Schlag nicht etwa durch einen entgegengesetzten, aber gleichartigen Schlag gekontert, sondern durch einen Zug in die Schlagrichtung des Gegners, unter gleichzeitigem Ausweichen, indem man sich selber aus der Schußlinie bringt. Im Ernstfall vervielfacht man die Wucht des gegnerischen Schlages, aber dieser geht ins Leere, und der schlagende Arm wird mit Stumpf und Stiel ausgerissen.