Gründer setzen auf Sicherheit

12.10.2005
Nach fünf Jahren im IT-Support wusste Christian Graf von Bentzel, wo der Schuh drückt: Für die Datensicherung entwickelten er und seine Mitgründer eine Online-Lösung für den Mittelstand.

Als die Festplatte eines zentralen PCs in einer Steuerberatungskanzlei abstürzte, war schnelle Hilfe nötig. Denn Daten sind für Dienstleister wie Steuerberater überlebenswichtig. 11 000 Euro musste die Kanzlei an externe IT-Spezialisten zahlen, damit diese die Ausgangslage wiederherstellten. Gegen solche Fälle wie diese müssten sich Unternehmen künftig wappnen und ihre Daten und Computersysteme lieber regelmäßig sichern lassen. Allerdings ist das vor allem für mittelständische Firmen kein Thema, wie eine aktuelle Umfrage des Security-Herstellers Symantec zeigt: Über 40 Prozent der Unternehmen mit mehr als 150 Mitarbeitern sichern ihre Daten und Systeme nur einmal pro Woche oder seltener.

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Mit seinem neu gegründeten Unternehmen it-workgroup AG nimmt Christian von Bentzel darum vor allem mittelständische Betriebe ins Visier, die es sich nicht leisten können, einen eigenen Datensicherungsexperten einzustellen. Sein webbasiertes Backup-System verschlüsselt und komprimiert die Daten, die dann in ein Hochsicherheits-Rechenzentrum übertragen und dort auch verschlüsselt abgelegt werden. Sie können jederzeit und ortsunabhängig wiederhergestellt werden. Investitionen in Hardware, deren Kapazität und Lebensdauer begrenzt ist, erübrigen sich damit.

Gute Geschäfte durch Empfehlungen

Fünf Jahre lang arbeitete von Bentzel für einen Münchner IT-Dienstleister im Bereich Sicherheit und IT-Support. Diese technischen Erfahrungen kommen ihm heute zugute, wenn er für die eigene Firma neue Kunden gewinnen will. "In Sachen Sicherheit muss man wissen, wovon man spricht, gerade im Vertrieb", hat der junge Gründer beobachtet.

Dass sich immer mehr Unternehmer mit Datensicherung auseinander setzen müssen, führt von Bentzel auch auf gesetzliche Änderungen zurück: Im Zuge von Basel II müssen Unternehmer mehr Daten offen legen und Ratings über sich ergehen lassen. Tritt das geplante Antidiskriminierungsgesetz in Kraft, müssen Daten über Angestellte immer verfügbar sein, da der Arbeitgeber im Falle einer Klage mit Personaldaten vor Gericht agieren können muss. Noch ein anderer Aspekt schien der it-workgroup bei deren Gründung wichtig: Einige große IT-Dienstleister könnten sich zwar gut um kleine Betriebe und deren Belange kümmern, aber es rechnet sich für sie nicht. "Genau hier wollten wir ansetzen", so Lars Inderthal, geschäftsführender Gesellschafter und technischer Kopf der it-workgroup.

Mittlerweile beschäftigt die it-workgroup zehn Mitarbeiter und hat über 100 Kunden gewonnen, darunter Anwaltskanzleien, Ärzte, Hotels, Handwerksbetriebe, freie Journalisten, Verbände und Innungen. Seine ersten Kunden fand von Bentzel in Rosenheim, wo er wohnt und nach seinen Münchner Jahren nun auch arbeitet: "Hier habe ich den direkten Kontakt zu den Betrieben, und zwei meiner drei Geschäftsführer-Kollegen kommen ebenfalls aus Rosenheim/Rohrdorf. Wir haben bei Firmengründung faire Konditionen vorgefunden sowie ein funktionelles Büro. Rosenheim ist eine echte Gründerregion."

Empfehlungen der bestehenden Kunden helfen den Gründern, an neue Aufträge zu kommen. "In der Gründerphase lief einiges glatt. Allerdings verstehen viele Kollegen in der IT-Szene nicht, dass genug Geschäft für alle Unternehmen da ist. Konkurrenz: ja, aber uns liegt verkrampftes Denken fern", betont von Bentzel. "Mit Kompetenz und Freundlichkeit kommt man schon sehr weit."

Die eingangs erwähnte Steuerkanzlei braucht einen Festplatten-Crash nicht mehr zu fürchten, sie lässt ihre Daten regelmäßig von den Rosenheimern sichern und zahlt pro Account 69 Euro im Monat. Auch im Handwerk macht die it-workgroup potenzielle Kunden aus. "Je mehr in den Betrieben elektronisch gespeichert wird, desto größer ist der Bedarf an Online Backup. Wer zum Beispiel einen Außendienst hat, will sich gegen Datenverlust bei den mobilen Endgeräten absichern", sagt Josef Rupp, ebenfalls it-workgroup-Geschäftsführer. So gehören vielleicht bald Schreinereien und Installationsbetriebe zum Kundenstamm der Rosenheimer. (am)