FRANKFURT - PDP-11, weltweit und auch in Deutschland erfolgreichste Prozeßrechnerfamilie, hat mit der PDP-11/70 ein beeindruckendes Familienoberhaupt erhalten. In USA am 13. Februar vorgestellt folgte schon vier Tage später die Ankündigung in Europa.
Die PDP-11/70 ist der größte und schnellste (und teuerste) Computer dieser Erfolgsfamilie:
- 240 Nanosekunden Cache-Speicher (2 K) in Verbindung mit schnellem Hauptspeicher (bis 2 Millionen Bytes. Durch Adreß-Strukturierung späterer Ausbau auf 4 Millionen Bytes möglich)
- über 90prozentige Treffsicherheit bei der Bereitstellung der vom ablaufenden Programm benötigten Daten und Adressen im Cache-Speicher
- freie Verschiebung aller Programme unter Beibehaltung des über mehrere Ebenen laufenden Programmschutzes im Hauptspeicher
- Systemdiagnose, automatischer Aufruf von Korrekturprogrammen - neue Peripherie:
Festkopf-Plattenspeicher mit 1 Megabyte/sec Transfergeschwindigkeit
Magnetbandgerät mit 800 oder 1600 BPI,
Wechselplattenspeicher (8 x 88 Megabytes)
Welches Marketing-Konzept hinter dieser Neuankündigung steckt, konnte in Frankfurt noch nicht zufriedenstellend erklärt werden. AUS produktorientierter Sicht erscheint das System als eine logische Erweiterung der Anwendungsmöglichkeiten der PDP-11 in komplexere und anspruchsvollere Bereiche. Die Leistungsdaten sind beeindruckend. Viele Merkmale, wie etwa Cache-Speicher, on line-Systemdiagnose, simultane Echtzeit- und Stapelverarbeitung oder Timesharing sind sonst nur bei Großrechnern zu finden.
Ein Anti-Trend?
Trotzdem steckt in dieser "Abrundung nach oben" ein Anti-Trend. In einer Zeit der kleinen, leistungsfähigen Minicomputer, die mit immer neuen Preis-Leistungs-Wundern aufzuwarten wissen, schienen die Tage der Prozeßrechner-Giganten gezählt. Denn der Markt für Prozeßrechner über 500 000 Mark ist in Deutschland klein. Diese Erfahrung machen zur Zeit auch die Anbieter leistungsstarker und schneller 32-Bit-Rechner, die in USA wesentlich erfolgreicher operieren.
Die PDP-11/70 gehört zwar zu einer Prozeßrechnerfamilie. Ihre Features und Software-Möglichkeiten weisen sie jedoch eindeutig als Universalrechner aus.
Konkurrenz für DEC 10
Eclipse (Data General) und System 3000 (Hewlett Packard) dürften konkurrieren. Eine andere Konkurrenz liegt im eigenen Haus: Das DEC System 10 überschneidet sich im unteren Bereich mit der PDP-11/70, die in ihrer Preis-Bandbreite (300 000 bis 850 000 DM) oft die bessere Alternative darstellen könnte. Zumal dem neuen Computer neben den vorhandenen Systemen RSX11-D und RST/E mit lAS auch ein neues universelles. Betriebssystem für Timesharing, Echtzeit- und StapeI-Verarbeitung zur Verfügung steht.
Über die Zielgruppe hätte man gern mehr erfahren.