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Großprojekt für neue Open-Source-Lizenz GPL

07.09.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Free Software Foundation (FSF) hat ein Projekt für eine dritte Version der GNU General Public License gestartet. Das "GPL Version 3 Development and Publicity Project" (GPLv3) soll einerseits zur Plattform werden, um Vorschläge für die neue Open-Source-Lizenz zu unterbreiten und zu diskutieren. Andererseits soll es für die GPL3, die neue Version der wichtigsten Lizenzform in der Open-Source-Szene, Öffentlichkeit schaffen und werben. Die Entwicklung der Lizenz und das Projekt werden koordiniert von der Free Software Foundation. Das aus ihr hervorgegangene Software Freedom Law Centre (SFLC) ist der offizielle Rechtsberater.

Die derzeit gültige zweite Version der GPL stammt aus dem Jahr 1991 und genügt jüngeren technischen Entwicklungen nicht. Eine Neufassung wird seit einiger Zeit gefordert. Eine Anwaltsgruppe um den Juraprofessor und juristischen Berater der FSF sowie Kopf des SFLC, Eben Moglen, arbeitet bereits an Entwürfen einer neuen Lizenz. Demnächst soll Richard Stallman, Gründer des GNU-Projekts und der FSF sowie geistiger Vater der GPL, einen ersten Entwurf vorstellen. Über das gesamte kommende Jahr soll sich die Diskussion hinziehen. Die FSF rechnet mit nicht weniger als 150.000 Kommentaren. Die GPL3 soll möglichst Anfang 2007 fertiggestellt sein.

Um das mit der Diskussion verbundene Mail-Volumen bewältigen zu können, braucht die FSF Geld zum Aufbau einer hinreichenden Infrastruktur. Eine erste Spende in Höhe von 150.000 Euro hat das niederländische Unternehmen Stichting NLnet beigesteuert. Die FSF benötigt nach eigenen Angaben aber rund eine halbe Million Dollar bis Ende dieses Jahres, davon 350.000 Dollar recht bald. Die Organisation ruft zu Spenden auf. Ein Teil des Geldes wird an die FSF-Tochterorganisationen in Europa, Indien und Lateinamerika fließen, um ihnen Einfluss auf die Diskussion zu sichern. Denn es ist erklärtes Ziel der FSF, dass die nächste GPL weniger von US-amerikanischen Rechtsnormen geprägt ist, sondern internationalen Charakter bekommt. (ls)