Leserbriefe

Green Cards und Brötchen

24.08.2001
Betrifft CW 30/01, Seite 48: "Bei Arbeitslosigkeit droht Ausweisung"

Auch wir suchen IT-Profis für Logistik und Consulting. Selbstverständlich haben wir in diesem Zusammenhang auch erwogen, Green-Card-Inhaber einzustellen, jedoch stellte sich heraus, dass es neben dem in Ihrem Artikel angesprochenen Integrationsproblem insbesondere sprachliche Schwierigkeiten geben würde.

Unabhängig von der fachlichen Qualifikation der Bewerber ist es gerade für ein kleines Beratungsunternehmen wie die DL Con unerlässlich, dass die Mitarbeiter gutes Deutsch sprechen. Wir leben von unserem guten Ruf, Logistikprojekte schnell und unproblematisch betreiben zu können. Sprachliche Hürden oder sogar Missverständnisse sind dazu geeignet, Projekte im Hinblick auf die Effektivität und die Effizienz zu gefährden.

Eine Befragung verschiedener Kunden führte zu dem Ergebnis, dass der Einsatz der Green-Card-Inhaber zwar grundsätzlich befürwortet wird, jedoch nur unter der Prämisse, sich mit den Beratern und Entwicklern nach wie vor auf Deutsch verständigen zu können. Insofern sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass wir Green-Card-Inhaber nur mit guten Deutschkenntnissen einstellen können - nicht aus rassistischen oder ähnlich inakzeptablen Gründen, sondern weil es nicht anders praktikabel ist. In der Konsequenz müssen wir viele hoch qualifizierte Bewerber ablehnen. Dies beeinträchtigt natürlich unser Wachstum, was wir jedoch zugunsten unseres guten Rufes in Kauf nehmen.

Die angesprochenen Probleme mit Krankenkassen und Arbeitsämtern sind ein deutlicher Hinweis da-rauf, dass der Bereich Green Card in der Bundesanstalt für Arbeit - insbesondere politisch - ein Topthema ist, es jedoch in der Praxis immer wieder so "richtig deutsche Schwierigkeiten" gibt.

Zu einer perfekten Organisation gehören unseres Erachtens Sprachkurse, die im Idealfall bereits im Ausland beginnen, so dass der zukünftige Mitarbeiter schon eine sprachliche Basis hat, wenn er nach Deutschland kommt. Green-Card-Inhaber müssen sich schließlich nicht nur in ihrem Beruf behaupten - sondern außerdem Bus, Zug und Flugzeuge benutzen oder sich einfach morgens ein Brötchen beim Bäcker kaufen können.

Mark Wider, DL CON - Dynamic Logistics Consulting, Mannheim