Google-Bann kann weitere Firmen treffen

07.02.2006
Nach BMW droht anderen deutschen Unternehmen der Rausschmiss.

Vor rund einem Monat kündigte Googles Quality Engineer Matt Cutts an, dass die Firma zukünftig auch gegen nicht englischsprachige Sites vorgehen werde, wenn sie mit unlauteren Techniken die Suchergebnisse manipulierten. Kurz darauf machte Google seine Drohung wahr und entfernte den deutschen Autohändler automobile.de aus seinem Index. Beim Kampf gegen Suchmaschinen-Spam scheut das kalifornische Unternehmen auch vor prominenten Namen nicht zurück. Zu den neuesten Opfern gehören BMW und die deutsche Site von Ricoh. Anfragen zu www.bmw.de liefern zurzeit keine Treffer. Die internationalen Sites bmwgroup.com oder bmw.com sind davon jedoch nicht berührt.

Bekannte Tricks

Alle drei gebannten Firmen setzten so genannte Brückenseiten ("Doorway-Pages") ein, um Suchmaschinen über den Inhalt ihrer Website zu täuschen. Sie präsentieren den Suchrobotern einen anderen Content als menschlichen Besuchern. Im Fall von BMW wurden Nutzer gewöhnlicher Browser per Javascript automatisch an ihren Bestimmungsort weitergeleitet. Der Googlebot führt keine Scripts aus und blieb daher an den Einstiegsseiten hängen, die mit einschlägigen Schlüsselwörtern vollgestopft waren.

Der über Google-Aktivitäten üblicherweise gut unterrichtete Blogger Philipp Lenssen will herausgefunden haben, dass BMW ein Kunde des Suchmaschinenoptimierers netbooster.de sei. Dessen Seiten hat Google ebenfalls schon aus dem Index gestrichen. Auf der Kundenliste der Web-Trickser stehen noch weitere namhafte Unternehmen, die möglicherweise nun ebenfalls mit unangenehmen Konsequenzen rechnen müssen. Dazu zählen SAT 1, Schering oder Henkel. Einige der gefährdeten Sites haben offenbar reagiert und präsentieren dem Suchroboter leere Doorway Pages - ihr Inhalt wurde vermutlich erst kürzlich entfernt.

Google-Löschung verharmlost

Angesichts der Marktdominanz von Google trifft es E-Commerce-Sites hart, wenn sie von dort keine Besucher mehr erhalten. Dennoch versuchte automobile.de die Verbannung aus dem Suchindex herunterzuspielen. Der Autohändler räumt zwar unzulässige Methoden ein, aber angeblich seien die Zugriffszahlen durch den Ausschluss nicht merklich zurückgegangen. Bei BMW hingegen scheint man sich keiner Schuld bewusst zu sein. Außerdem kämen auch dort die meisten Besucher nicht über Suchmaschinen auf die Website. Dennoch hat das Unternehmen mittlerweile die inkriminierten Seiten aus dem Netz entfernt. Wie alle anderen Website-Betreiber, die von Google wegen Spam belangt wurden, muss nun auch BMW einen Antrag auf Wiederaufnahme stellen und dabei versichern, zukünftig auf solche Praktiken zu verzichten.

Insgesamt hat das konsequente Vorgehen von Google die deutsche Search-Engine-Optimization-(SEO-)Szene aufgeschreckt. Da nicht englischsprachige Sites bisher kaum behelligt wurden, fühlten sich Experten für solche Tuning-Maßnahmen hierzulande recht sicher. Auch nach der Ankündigung von Cutts dürften viele nicht daran geglaubt haben, dass Google eine Firma wie BMW zur Rechenschaft zieht. Immerhin war schon seit Monaten bekannt, dass die Website der bayerischen Autobauer gegen die Richtlinien von Google verstieß. (ws)