Kommentar

Goodbye America

30.05.1997

Nur zu schnell haben Unternehmenslenker fadenscheinige Ausflüchte zur Hand, wenn sich Firmenzukäufe als Reinfall erweisen. Da mag man seinen Ohren nicht trauen, wenn Viag-Chef Georg Obermeier die US-Aktivitäten der 1995 übernommenen Computer 2000 unverblümt als Flop bezeichnet und damit seinen eigenen Mißgriff eingesteht. Denn wenngleich der Kauf von Ameriquest durch C2000 vor dem Viag-Einstieg erfolgte, so war es Obermeier, auf dessen Betreiben hin der Münchner Computerhändler an Bord geholt wurde. Nun ist Schadensbegrenzung angesagt. Mit der drastischen Sanierung des US-Händlers zieht man sich aus den Vereinigten Staaten zurück. Ganz abgeschrieben aber hat Obermeier das US-Engagement noch nicht. Seien die Hausaufgaben bei Ameriquest gemacht, werde man über neue Maßnahmen im US-Markt nachdenken, sagte er unlängst. Das heißt nichts anderes, als daß man sich nach einem neuen Partner umschauen wird. Die Suche indes dürfte zur Sisyphusarbeit ausarten. Denn in Frage kommen nur US-Händler, die im Heimmarkt gut positioniert sind und keinerlei Europa-Ambitionen haben, damit sie C2000 dort nicht in die Quere kommen. Diese Spezies aber ist rar. Und einen neuerlichen Flop kann sich Obermeier nicht erlauben. Beate Kneuse