Für Hicom-Anlagen und Sun- Workstations

GMD erweitert Hardwarebasis für "Assistenz-Computer"-Projekt

01.03.1991

MÜNCHEN/SANKT AUGUSTIN (sch) - Die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD), Sankt Augustin, schafft neue Hardwareplattformen für ihr Forschungsprojekt "Assistenz-Computer". Die im Rahmen des GMD-Vorhabens eingesetzten intelligenten Systemlösungen sollen künftig auch Hicom-Anlagen von Siemens und den Sinex-Rechner MX 300 der Siemens Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) integrieren.

"Hicom dient als neue Infrastruktur, um Kommunikationsdienste in der Vorgangsbearbeitung bereitstellen zu können", erklärt Wilfried Bluhm, tätig im Bereich Großkundenbetreuung für Bundesbehörden und öffentliche Auftraggeber bei der Siemens AG in Bonn. In dem Funktionsverbund auf der Basis des "PBX and Computer Teaming" - kurz Pact - agierten die TK-Anlagen als Transport-Medium für Assistenz-Anwendungen. Dabei würden die Steuereinheiten der Hicom-Systeme über den Unix-Gateway-Rechner MX 300 an ein lokales Netz mit Sun-Workstations angeschlossen. Denkbar und langfristig auch geplant sei aber auch eine direkte Kopplung der Siemens-Systeme an die Assistenz Computer (AC).

Im Zuge einer ersten Installationsphase sollen 32 Teilnehmeranschlüsse, zwei S0-Ports zum ISDN-Amt und ein Zugang zum Hauptkommunikations-System der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, ebenfalls einer Hicom 300, eingerichtet werden.

Über das AC-Konzept will die GMD Lösungen zur intelligenten Unterstützung von Planung, Gestaltung, Kommunikation und Kooperation anbieten und Beiträge zu einigen der wichtigsten Gebiete derzeitiger Informationsforschung wie Artificial Intelligence, Computer Supported Cooperative Work und Human Computer Interaction leistet). Dazu GMD-Pressesprecher Siegfried Münch: "Der Benutzer soll das Gefühl haben, eine Maschine zu bedienen, die sich ähnlich wie ein Mensch verhält."

Die AC-Computer dürften keine Schemen stur abarbeiten, sondern müßten flexibel auf die Anforderungen und Gewohnheiten der Anwender reagieren.

Die "Lebendigkeit" der Assistenten hat natürlich auch ihre Grenzen. So stellt die Berlinghovener Gesellschaft in ihrem GMD-Spiegel 1 des vergangenen Jahres im Hinblick auf den Human-Touch klar: "Eine Maschine wird nie die Leistungsfähigkeit eines menschlichen Assistenten erreichen. Das gilt sowohl für die intellektuellen Leistungen und noch mehr für all die anderen Qualitäten, die eine gute Unterstützung durch einen Menschen erst ausmachen. Deshalb wollen wir keinen Homunculus bauen, keinen Nachbau des Menschen. Wir fragen aber, ob einige Eigenschaften, die für die menschliche Kommunikation wesentlich sind, nicht auch für die Kommunikation zwischen Mensch und Computer nützlich sein können."

Um Frust und Ärger im Umgang mit Systemen zu vermeiden, solle der AC zum Beispiel in der Lage sein, unvollständige, vage und auch widersprüchliche Anweisungen zu interpretieren oder seine Leistungen an den persönlichen Stil seines Benutzers anzupassen.

Schwerpunkte der sich über zehn bis 15 Jahre hin erstreckenden Forschungsarbeiten, denen gerade in Hinblick auf den angestrebten Pact-Verbund eine besondere Bedeutung zukommt, liegen in den Teilgebieten Medienassistent und Empfangsassistent.

Mit Hilfe des Medienassistenten will die GMD einen einfachen und einheitlichen Zugang zu verschiedenen Medien wie Telefon, Telex und Telefax, elektronische und "gelbe" Post sowie Video- und Desktop-Konferenzen gewährleisten und eine Übernahme des Versands ermöglichen.

Der Empfangsassistent dagegegen soll als zentrale Sammelstelle für sämtliche verfügbaren Kommunikationsmedien dienen und das Einordnen und Vorverarbeiten eingehender Nachrichten aller Art unterstützen.