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GI-Präsident: Milliarden-Industrie nicht USA überlassen

13.01.2006
Der Wirtschaftsfaktor Informatik gehört 2005 zu den Gewinnern der deutschen Wirtschaft.

Die Industrie für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) habe mit einem Anteil von rund 4,3 Prozent der inländischen Wertschöpfung erstmals den Maschinen-, sowie den Automobilbau überholt, betonte Professor Matthias Jarke, Präsident der Gesellschaft für Informatik (GI), in einem dpa-Gespräch. "Es hat dort im Gegensatz zu vielen anderen Branchen Wachstum gegeben", erläuterte der Mitinitiator des "Jahrs der Informatik 2006". Und das, obwohl die Branche in der Vergangenheit schwere strategische Fehler zu Gunsten der USA begangen habe.

Viele Grundprodukte der Informatik wie Datenbank-Technologien seien in Deutschland erfunden worden. "Da ist eine Milliarden-Industrie aus der theoretischen Informatik entstanden." Aber zum Großteil nicht in Deutschland. Als Ursache sieht Jarke, dass aus Spargründen in viele junge, an sich vielversprechende Innovationen nicht weiter investiert worden sei. "Auf dieses Weise haben wir den Amerikanern einfach das Feld überlassen."

Alleine Software entwickelnde Unternehmen hätten mit rund 16 Milliarden Euro knapp fünf Prozent mehr Umsatz erwirtschaftet als in 2004. Der Mittelstand habe in dem Sektor erfolgreich neue Arbeitsplätze geschaffen. Zur IKT-Branche zählen unter anderem Telekommunikations- und Mobilfunkanbieter.

Wachsende Märkte sieht der GI-Präsident bei den eingebetteten Systemen - versteckter Informationsverarbeitung beispielsweise in der Haushalts-, sowie der Automobiltechnik. Deutsche Unternehmen wie BMW und Audi seien bereits heute weltweit führend bei der Entwicklung von Softwaresystemen für Autos. Eine besondere Herausforderung sei es, die neuen Möglichkeiten auch für Nicht-Informatiker beherrschbar zu gestalten. "Man wird als Informatiker immer mehr zu einem interdisziplinären Vermittler zwischen der Technik und den Anwendern." (dpa/tc)