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Gewerkschaften im Aufwind

14.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Imageprobleme, mit denen sich die Gewerkschaften noch vor ein paar Jahren plagen mussten, scheinen endgültig vorbei zu sein. Die IG Metall konnte seit der jüngsten Entlassungswelle von Siemens allein im September 800 neue Mitglieder aus der IT-Szene gewinnen, erklärte Wolfgang Müller, IG-Metall-Verantwortlicher aus München. Seitdem in der Netzwerksparte, den industriellen Dienstleistungen sowie der Gebäudetechnik des Konzerns bundesweit 15 000 Stellen auf dem Spiel stehen, kämen sogar Anfragen aus dem mittleren Management.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi meldet gleichfalls Zuwächse, kann diese jedoch noch nicht genau beziffern. Auch aus der Belegschaft der in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Mobilcom registrierten die Gewerkschaften Zustrom. Wollte vor drei bis vier Jahren kaum ein Mitarbeiter etwas von der Arbeitnehmervertretung wissen, nehme die IG-Metall derzeit täglich ein bis zwei Aufnahmeanträge entgegen.

Inzwischen haben in den Städten Koblenz, Osnabrück und Düsseldorf rund 1500 Siemens-Mitarbeiter mit Streiks begonnen. Vor der Münchener Konzernzentrale plant die Belegschaft heute eine Protestkundgebung während der Arbeitszeit. Sogar Abteilungsleiter würden an den Demonstrationen teilnehmen, berichtet Gewerkschaftler Müller. (km)