Computerausstellung in Paderborn

Geschichte der DV: Von Adam Riese bis Zuse

28.10.1983

PADERBORN (pi) - Einen Wert von über fünf Millionen Mark haben die 200 Ausstellungsstücke einer Fachausstellung zur Geschichte des Computers, die von der Nixdorf Computer AG initiiert wurde.

In der Paderhalle versucht das Unternehmen eine Darstellung der technischen Geschichte der Rechenmaschinen, deren Vorläufer schon im Jahre 3000 vor Christus mit Steinen, Rechenstäbchen und Tontafeln gefunden wurden. Das Jahr 820, so die Nixdorf-Forscher mit ihren Schautafeln in der Paderhalle, brachte mit dem chinesischen Suan-Pan eine Form, die heute in Asien gebräuchlich ist. Heinz Nixdorf bei der Ausstellungseröffnung: "Mancher flinke Rechner ist mit diesem Gerät fast so schnell wie unsere Schüler mit dem Taschencomputer!" Durchbohrte Trennsteine brachten selbst die Möglichkeit zum Multiplizieren und Dividieren. Schon bei den Römern waren Urformen dieses Systems bekannt.

Ein Trennsteg war schließlich die Lösung für kompliziertere Rechenarten. Die erste Rechenmaschine datierten die Paderborner auf 1623. Nachdem Adam Riese als "Jahrhunderttat" das Dezimalsystem mit der Einführung der arabischen Ziffern möglich gemacht hatte, konstruierte 1623 der Tübinger Wilhelm Schickard als erste Rechenmaschine seine "Rechenuhr". Die Konstruktion schrieb er seinem Freund Johannes Kepler auf. Heinz Nixdorf ließ diese Maschine, die schon alle vier Grundrechenarten kannte, rekonstruieren. Zum Addieren und Subtrahieren diente ein mechanisches Räderwerk mit dekadischen Zählrädern, die bei jeder vollen Umdrehung das Zählrad der nächsten Stelle um eine Zehntel-Umdrehung weiterbewegten.

Die Entwicklung, so die Computer-Historiker aus Paderborn, nahm immer schnellere Züge an. Gottfried Wilhelm Leipnitz zerlegte 1679 die Zahlenwelt in Null und Eins, er bewies schon, daß sich alle Zahlen mit diesen Kombinationen darstellen ließen. Nur die damaligen Fähigkeiten der Feinmechanik reichten noch nicht aus, um daraus eine Stechwalzenmaschine zu machen. Dies gelang erst 1820 dem Franzosen Charles Xavier Thomas aus Colmar im Elsaß.

Vor genau 150 Jahren begann der direkte Weg zum Computer. Mit Lochkarten wollte der britische Mathematiker Charles Babbage 1833 die Technik der Webstühle dafür nutzen. "Analytical Engine" nannte er seine Kombination, die aber schließlich auch trotz des Starts des programmgesteuerten Rechnen wieder am fehlenden technischen Fortschritt scheiterte. Bei der Volkszählung 1890 in den Vereinigten Staaten griff der Deutschamerikaner Hermann Hollerith diese Technik wieder auf. 500 Helfer schafften die Auswertung mit dieser Lochkartenmethode als Informationsspeicher in vier Wochen, hatten zehn Jahre zuvor noch sieben Jahre (!) für die Auswertung gebraucht.

Mit 600 Relais baute 1941 in Berlin der deutsche Erfinder Zuse sein Modell "Z 3" vor, das weitere 2000 Relais als Zahlenspeicher besaß. In Iowa stellte John Atanasoff am State Collage sein Rechenwerk für duale Zahlen vor, das 300 Elektronenröhren besaß und als Datenspeicher eine Drehtrommel mit 1500 Kondensatoren besaß. Obwohl der Rechner einwandfrei lief, benutzte ihn niemand.

Ein Stück Siliziumkristall

30 Tonnen schwer war 1946 die Maschine "Eniac", die 18 000 Röhren besaß. 150 Kilowatt benötigte dieses Monstrum, in dem wöchentlich drei Röhren ausgetauscht werden mußten. Neun Jahre später erst bauten in Amerika die "Bell Telephone Laboratories" den ersten Transistorenrechner. Kurz zuvor war erst das Problem der Programmiersprache gelöst worden. 1949 lief an der Universität Manchester die erste speicherprogrammierte Datenverarbeitungsanlage. Erst vor zwölf Jahren wurde der Mikroprozessor geboren. Ein Stück Siliziumkristall ersetzte Systemteile, die zuvor noch Schränke gefüllt hatten.

In der Computerausstellung in Paderborn demonstrieren Röhren- und Transistoreneinrichtungen mit ihren Größenunterschieden zum heutigen Stand der Technik die schnelle Entwicklung in diesem Bereich.