Vom Milliardär zum Pleitier

Gerhard Schmid ist insolvent

21.02.2003
MÜNCHEN (CW) - Für Insider war es längst keine Überraschung mehr: Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid musste private Insolvenz anmelden, nachdem er sich mit dem Kauf von Aktien auf Pump sowie fragwürdigen Baugeschäften selbst in eine finanzielle Schieflage gebracht hat.

Im Moment hat er den Kopf in der Schlinge, doch nicht wenige Beobachter trauen dem hemdsärmeligen Unternehmer zu, dass ihm nochmals der Befreiungsschlag gelingt. Am vergangenen Montag war jedoch zunächst der Gang nach Canossa angesagt. Auf einer eilig im Hamburger Rathaus anberaumten Pressekonferenz teilte Schmid mit, dass er beim Amtsgericht Flensburg die private Insolvenz angemeldet hat. Ihm drohe "bei einem sich fortsetzenden Wertverfall der Mobilcom-Aktie die Zahlungsunfähigkeit", begründete er den Schritt, der von Insidern längst erwartet worden war.

Der Mobilcom-Gründer hatte in den zurückliegenden eineinhalb Jahren zusammen mit seiner Ehefrau und unter tätiger Mithilfe der Banken seinen Anteil am Unternehmen auf über 44 Prozent aufgestockt - in der Hoffnung, dass Mitgesellschafter France Télécom sein Aktienpaket mit einem entsprechenden Aufschlag übernimmt. Doch der Ausstieg der Franzosen sowie der dramatische Kursverfall der Mobilcom-Aktie machten diesen Plan zunichte.

Jetzt steht der frühere Sixt-Manager dem Vernehmen nach mit Verbindlichkeiten von rund 300 Millionen Euro da, die zum Teil auch aus weit überzogenen und inzwischen geplatzten Bauprojekten in Schleswig-Holstein resultieren. Doch Schmid wäre nicht Schmid, wenn er seine aktuelle persönliche Misere nicht mit einer erneuten Kampfansage verbunden hätte. So kündigte er Schadensersatzforderungen gegen Mobilcom-Aufsichtsratschef Dieter Vogel sowie den von den Gläubigerbanken eingesetzten Treuhänder Helmut Thoma an. Beide hätten, so Schmid, durch ihr Verhalten und ihre "falsche Strategie" den Kurssturz der Mobilcom-Aktie mitverursacht. (gh)