Neu entwickelte Kommunikationstechnik soll Durchsatz beschleunigen:

Generationswechsel bei Parallelrechnern

11.09.1987

WASHINGTON (CWN) - Die zweite Generation von Parallelrechnern hat die Intel Scientific Computers jetzt angekündigt. Die Rechner der Serie iPSC/2 Hypercube können mit maximal 128 Prozessoren und bis zu 1 GB Speicherkapazität bestückt werden. Intel zufolge bietet der High-end-Hypercube eine Leistung von bis zu 1,28 Gigaflops in der Sekunde.

Die Maschinen operieren mit einer neuartigen Kommunikations-Technik, die am California Institute of Technology mit Unterstützung von Intel und der Defense Advanced Research Projects Agency entwickelt wurde und Direct-Connect-Routing genannt wird. Nach Angaben des Herstellers ermöglicht diese Technik, Daten zwischen weit auseinander gelegenen Mikroprozessoren nahezu ebenso schnell zu transportieren wie zwischen Knoten, die in unmittelbarer Nachbarschaft plaziert sind. Demzufolge sei die Geschwindigkeit der internen Kommunikation um einen Faktor gestiegen, der zwischen drei (bei kurzen Entfernungen) und zehn (bei langen Entfernungen) liege.

Mainframe-Applikationen müssen konvertiert werden

Ein weiteres Plus des neuen Verfahrens sei die Tatsache, daß die Programmierer nun keine Rücksicht mehr auf die Topologie des Rechners nehmen müßten, um Applikations-Codes zu optimieren, erklärte ein Sprecher des Unternehmens. Allerdings erforderten Anwendungen, die für sequentiell arbeitende Einprozessor-Mainframes entwickelt wurden, auch weiterhin einige Code-Konvertierungen, um die Vorteile der parallelen Architektur des iPSC/2 nutzen zu können.

Jeder iPSC/2-Knoten besteht aus einem 80386-Mikroprozessor (4 Mips), einem 80387-Coprozessor und dynamischen 1-MBit-RAMs (Surface Mounted) mit 1 bis 16 MByte Kapazität. Jeder Knoten verwendet zudem ein statisches RAM-Cache und einen Direct-Connect-Router, der in CMOS-Technik gefertigt wird. Standardausführungen des Rechners sind mit 16, 32, 64 oder 128 Prozessoren verfügbar, die Speicherkapazität reicht dabei von 128 bis 1024 MB.

Erste Anwendersoftware für Intel-Vektorrechner

Neu sind auch die Vektorsysteme iPSC/2 VX mit einem Arithmetik-Beschleuniger an jedem Knoten. Es sind Konfigurationen mit bis zu 64 Prozessoren und 567 MB Speicher möglich. In dieser Größenordnung liegt die Verarbeitungsleistung laut Hersteller bei 427 Millionen Gleitkommaoperationen mit doppelter Genauigkeit pro Sekunde. Die Preise bewegen sich je nach Konfiguration zwischen 200 000 Dollar und 2 Millionen Dollar. Für bundesdeutsche Anwender kommen noch die Zoll- und Frachtkosten hinzu. Erste Auslieferungen für Testzwecke beginnen im Oktober; in größeren Stückzahlen sollen die Systeme ab Januar verfügbar sein.

Gleichzeitig haben Intel und Nektonics Inc. auch das Softwarepaket Nekton 2.0 für den Vektorrechner iPSC/VX vorgestellt. Es eignet sich zur Berechnung der Dynamik von flüssigen Körpern und der Wärmeübertragung. Damit könne eine Simulation, für die eine VAX 8600 vier Stunden benötigen würde, auf einem im Preis vergleichbaren iPSC/VX-System mit 32 Knoten in drei Minuten durchgeführt werden.

Ein unternehmensnaher Brancheninsider in den USA erklärte dazu, die Leistung des neuen Rechners sei zwar beeindruckend, aber reine Rechenleistung ergebe noch keinen nützlichen Computer. Der Schlüssel zum Erfolg sei die Erstellung von entsprechenden Applikationen. Mit nur einer Software habe Intel noch nicht viel gewonnen. Das Unternehmen hat diese Situation erkannt und vier weitere Pakete angekündigt, die bis spätestens Mitte nächsten Jahres auf den Markt kommen sollen. Es handelt sich um Programme für die Modellierung von Molekülen und gespritzten Kunststoffen sowie für die Simulation von VLSI-Schaltungen und Event-based-Simulation.

Neu im Programm hat Intel des weiteren ein Produkt namens Concurrent Workbench. Hier handelt es sich um eine Programmierumgebung, die es ermöglicht, daß mehrere Entwickler von ihren vernetzten Workstations aus auf ein iPSC/2-System gleichzeitig zugreifen. Als Schnittstelle zwischen den Workstations der Anwender und der Intel-Maschine fungiert der System Resource Manager, ein Unix-Rechner auf Basis des 80386. Die Concurrent Workbench unterstützt Entwicklungen in den Sprachen C, Lisp und Fortran-77 mit Defense-Department-Extensions.

Die Vorgänger iPSC lassen sich laut Hersteller am Arbeitsplatz auf die neuen Rechner aufrüsten. Drei Monate lang will Intel denjenigen Kunden, die zu einem neuen System wechseln wollen, den Preis für das ältere Modell gutschreiben.