Serviceanteil der Ex-Tochter wird verringert

General Motors holt sich EDS-Konkurrenten ins Haus

23.01.1997

Der Automobilkonzern will den an EDS vergebenen Anteil der Datenverarbeitung so rasch wie möglich verringern. Konkret sollen jetzt Dienstleistungen im Wert von 500 Millionen Dollar neu ausgeschrieben werden. EDS nimmt jährlich rund vier Milliarden Dollar im Geschäft mit GM ein.

Der erst im Juni 1996 zum Automobilkonzern gestoßene DV-Chef Ralph Szygenda hat in den vergangenen sieben Monaten eigenen Angaben zufolge bereits mit 50 Beratungsunternehmen gesprochen, die in den nächsten drei Jahren Aufgaben übernehmen könnten.

Als EDS im Sommer 1996 in die Unabhängigkeit entlassen wurde, vereinbarten die Unternehmen, daß GM bis zum Jahr 2005 ein Viertel der DV-Dienstleistungen an andere Firmen vergeben könne. Szygenda will diesen Prozeß beschleunigen. Noch in diesem Jahr soll ein Auftrag in Höhe von 60 Millionen Dollar erteilt werden. Für die beiden Folgejahre ist die Vergabe von bisherigen EDS-Projekten in Höhe von jeweils 250 Millionen Dollar geplant. Außerdem betont der DV-Chef, daß sein Konzern nicht verpflichtet sei, EDS mit neuen Projekten zu beauftragen.

Das ist für EDS um so schmerzhafter, als GM plant, für etwa eine Milliarde Dollar betriebswirtschaftliche Software insbesondere für Inventarverwaltung und Auftragsbearbeitung anzuschaffen. Schwer einzuschätzen ist, wieviel Geduld die Aktionäre der EDS Corp. zeigen werden, wenn der Umsatz mit General Motors sinkt - zumal das Unternehmen erst im Oktober 1996 seine Einnahmenerwartungen nach unten korrigieren mußte.

GM-Geschäft bringt 45 Prozent vom EDS-Umsatz

Trotz seiner offensichtlich kritischen Haltung weist Szygenda Vermutungen zurück, es gehe ihm vor allem darum, die frühere Konzerntochter auszubooten: "Ich habe nichts gegen EDS, solange der Dienstleister unsere Probleme löst", so Szygenda gegenüber dem "Wall Street Journal". Zudem habe der Serviceanbieter dasselbe Recht, sich an den Ausschreibungen zu beteiligen, wie die Mitbewerber. Es komme lediglich darauf an, die derzeitigen DV-Kosten massiv zu senken.

Bei EDS Deutschland hält man die Absichten des GM-Managers nicht für beunruhigend. Sie gingen bislang nicht über die getroffenen Absprachen hinaus und seien insofern einkalkuliert. In Köln rechnet man damit, daß ein Teil der anstehenden Projekte wieder an EDS vergeben wird - auch wenn die neue Konkurrenzsituation sich vermutlich auf den Preis auswirken werde. Dafür gebe es neue Chancen. So sei das Unternehmen erstmals in der Lage, sich bei GM als Berater für die anstehende Einführung betriebswirtschaftlicher Software zu betätigen.

Nach Einschätzungen von amerikanischen Marktkennern hat EDS tatsächlich Chancen, im Rennen zu bleiben. Für die Mitbewerber könne es nämlich ein ziemliches Problem werden, Dienstleistungsbereiche aus der EDS-DV herauszubrechen, argumentiert beispielsweise Terence Quinn, Technologiespezialist beim Finanzmakler Furman Selz. Schließlich wickle EDS schon seit 1984 die gesamte Datenverarbeitung von General Motors ab.