Microsoft-Absichten sind noch unklar

Gemeinsamer Standard fuer Corba und verteiltes OLE ist verschoben

26.01.1996

Problematischer als die fehlenden technischen Spezifikationen ist die Unklarheit, welche Absichten Microsoft mit der verteilten OLE-Version verfolgt. Offiziell wurden die Spezifikationen der Microsoft-Technik bereits im Oktober 1995 eingefroren. Nach Informationen des britischen Branchendienstes "Client-Server News" sind diese Festlegungen jedoch lueckenhaft, uneindeutig und insgesamt unbrauchbar. Nun fragen sich die Mitglieder der OMG- Arbeitsgruppen, welche Richtung die OLE-Entwicklung seit dem vergangenen Jahr genommen hat.

Aus Kreisen der Object Management Group (OMG), in deren Arbeitsgruppen die Zusammenfuehrung von OLE und Corba betrieben wird, war zu erfahren, dass inzwischen selbst Microsoft-Partner Digital Equipment einraeumt, dass man mit den bisherigen Informationen nicht arbeiten koenne. Microsoft hat nun versprochen, die noetigen Spezifikationen alsbald nachzuliefern.

Eine aehnliche Informationspolitik hat Microsoft offenbar auch bei der Standardisierung der Verbindung zwischen der aktuellen OLE- Version und Corba betrieben. Erst in letzter Minute wurden die fehlenden technischen Daten nachgereicht, so dass sich die entsprechende Arbeitsgruppe inzwischen auf eine einheitliche Spezifikation einigen konnte - der Microsoft laut "Client-Server News" jedoch bislang nicht zugestimmt hat. Ein entsprechender Standard soll fristgerecht im Fruehjahr dieses Jahres veroeffentlicht werden. Die Normierung fuer Distributed OLE wird dagegen bis mindestens Ende des Jahres auf sich warten lassen.

Von Bedeutung sind diese Streitereien und Verzoegerungen beim Standardisierungsprozess, weil Microsoft mit dem verteilten OLE versucht, seine objektorientierte Middleware-Technik ueber den Desktop-Bereich hinaus zu etablieren. Auf Server-Plattformen wird sich jedoch nach Ansicht von Analysten der Meta Group der offenene Corba-Standard durchsetzen.