Gehäuse-kompatibel

30.04.1981

Im Herbst 1980 brachte Nixdorf eine DOS-kompatible Maschine auf den Markt, um - wie es hieß - mixwilligen und mündigen IBM-Anwendern eine wirtschaftliche Alternative zu bieten. Mittlerweile sind die ersten 8890-Systeme installiert-überwiegend bei Nixdorf-Anwendern, die bisher 8870-Anlagen hatten, was wieder einmal beweist, wie loyal DV-Benutzer gegenüber "ihrem" Hardware-Lieferanten sind.

Ob die eigentlichen Zielkunden, IBM 370-Anwender nämlich, die Paderborner ernst nehmen, bleibt vorerst unkontrolliert.

Nur zu gern hätte man gewußt, wie die Nixdorf-Verkäufer mit der PCM-Maschine zurechtkommen. Bei der 8890 müssen sie anders verkaufen. Da sitzen ihnen Leute gegenüber, die etwas von der Sache verstehen. Denen man nicht jeden Ramsch verkaufen kann. Darin liegt ein Riesen-Ausbildungsproblem für die Vertriebsleute von Nixdorf. Ein Flop kann sie sehr leicht an den Rand von Wolfsburg bringen.

Andererseits ist der Neu-Mainframer für seine aggressive Verkäufer-Mentalität bekannt. Motto: Wenn zehn Aufträge geschrieben werden und zwei zurückkommen, bleiben immer noch acht über. Die Quote bringt's, die Masse macht's. Und immer im blauen Zwirn.

Eines, vor allem, haben die Westfalen gelernt: Gutes Marketing bedeutet nicht, Eskimos Kühlschränke zu verkaufen, sondern die Kunden zufriedenzustellen. Die verzeihen dann manches. Zum Beispiel Inkompatibilität. Bekanntlich führt kein Weg von den "ungeraden" zu den "geraden" 8870er-Maschinen. Erstere sind Basic-Rechner, letztere Cobol-Maschinen. Dies hat der Nixdorf Computer AG (NCAG) bei Insidern den zweifelhaften Ruf eingebracht: nichts compatibel außer Gehäuse. Auf die 8890 trifft das nicht zu. Also kann man noch hoffen.