Bankbürgschaft soll AM International Aufschub gewähren:

Gegen US-Mißmanagement kein Kraut gewachsen

20.11.1981

CHICAGO/DREIEICH (nw) - Die Unternehmensgruppe AM International befindet sich Branchengerüchten zufolge in einer Existenzkrise. Der Grund liege in gravierenden Fehlentscheidungen des US-amerikanischen Managements.

Eine unglückliche Unternehmenspolitik führte nach Ansicht des AMI-Geschäftsführers Deutschland Edgar Eilts, dazu, daß sich die Tochtergesellschaft jetzt in erheblichen Schwierigkeiten befinde. Der insgesamt mit finanziellen Problemen kämpfende US-amerikanische Bürogerätehersteller AM International (AMI) erwartet der Financial Times zufolge für das im Juli abgelaufene Geschäftsjahr einen Verlust von 175

Millionen Dollar. Ursache des Desasters ist Eilts zufolge der Versuch des bis zum späten Frühjahr agierenden Konzernmanagers Roy Ash, Eingang in neue Technologien zu finden.

Diese Strategie sei durch Akquisition von Firmen wie Jacquard, einem Anbieter von Textverarbeitungssystemen, verfolgt worden. Das habe entsprechende Verluste mit sich gebracht. "Dies", mäkelt Eilts, "ist zum Teil auch auf die deutsche Tochter abgewälzt worden". So hätten sich die in der Bundesrepublik betriebenen Firmengründungen allesamt als Flop erwiesen.

Als weitere Ursache für die Finanzklemme des Konzerns nennt Eilts starke Schwankungen des Dollars sowie das hohe US-Zinsniveau, wobei die kurzfristige Verschuldungspolitik der Amerikaner ein übriges geleistet habe.

Als besonders hinderlich zeigte sich für AMI Deutschland zudem das Ansteigen der Transferpreise, da der in Europa produzierende Wettbewerb in der Preisfestlegung den Kunden gegenüber Grenzen setzte. Hinzu kommt die ungünstige Lage in der Bundesrepublik. AMI erhält wie Eilts betont, mehr als 50 Prozent ihrer Aufträge von Großkunden und Behörden, wo sich eine momentane Kaufzurückhaltung bemerkbar mache.

Probleme im Softwarebereich machten die Sache auch nicht leichter: "In den USA entwickelte Programme", kennzeichnet Eilts die Situation, "lassen sich eben nur bedingt im europäischen Markt verwerten." Immerhin haben die Banken AMI nun Aufschub gewährt: Eine Verzichtserklärung von den 19 an dem 106-Millionen-Dollar-Revolving-Kreditabkommen mit der AMI beteiligten US-Banken wurde VWD zufolge unterzeichnet.

Dies war nötig geworden, weil AMI bestimmte Punkte der Kreditvereinbarung aufgrund unerwarteter Verluste nicht erfüllen kann. Bei der deutschen Tochter rechnet man laut VWD mit Zahlungsaufforderungen von insgesamt etwa drei Millionen Dollar. Doch solche Forderungen könnten nicht unmittelbar erfüllt werden.

Gleichwohl kommen aus Dreieich wieder optimistische Töne: "Nach langer Verlustphase", atmet Eilts erleichtert auf, "haben wir im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres wieder positive Abschlüsse zu verzeichnen." Der Umsatz sei um fünf Prozent gestiegen, und auch bei den Gewinnen ginge es bergauf. Das neue Konzernmanagement unter Richard Black hätte die deutsche Tochter von vielen Belastungen befreit. "Die Trendwende", ist sich Eilts sicher, "hat ein strikt durchgeführtes Sparprogramm eingeläutet."