52 Millionen Dollar investiert

Geac drängt mit Kauf von Comshare in den Analysemarkt

27.06.2003
MÜNCHEN (as) - Die kanadische Geac Computer Corp., Anbieter von Unternehmenssoftware, übernimmt den Spezialisten für Analyse- und Finanzsoftware Comshare für 52 Millionen Dollar in bar. Geac sieht in dem Deal vor allem die Chance zum Cross-Selling und hofft auf eine stärkere Präsenz im Analysemarkt.

Geac zahlt 4,60 Dollar in bar für jede Comshare-Aktie, was einer Prämie von 31 Prozent auf den durchschnittlichen Kurs der letzten 20 Handelstage vor der Ankündigung entspricht. Der Deal soll bis Ende August abgeschlossen sein und Comshare zu einer hundertprozentigen Geac-Tochter machen. Die Übernahme gehe auf Forderungen von Kunden zurück und werde den Kanadiern Möglichkeiten zum Cross-Selling eröffnen, erklärte Chief Executive Officer Paul Birch auf einer Pressekonferenz.

Geac bietet bisher einer überwiegend mittelständischen Klientel Software für die Unternehmenssteuerung sowie Infrastrukturprodukte an. Laut Birch kann man rund 6000 Kunden vorweisen, die bereits Kernprodukte für die Finanzverwaltung im Einsatz haben. Comshare bringt vor allem die Produktsuite "MPC" für Finanzberichte und -analyse mit in die Ehe. Diese Software vereint Prozesse für die strategische und Top-down-Planung, Budgetierung, Forecast, Konsolidierung und dient dem Management-Berichtswesen und der Datenanalyse. Das 1966 gegründete Unternehmen aus Ann Arbor, Michigan, hat rund 500 Kunden. Anwender hierzulande sind zum Beispiel Preussag, Hapag Lloyd Flug und Reemstma. Technisch konkurriert Comshare mit Anbietern wie Adaytum (jetzt bei Cognos), Hyperion, SAS Institute, Applix und Cartesis sowie ERP-Anbietern wie Peoplesoft, Oracle und SAP, die ebenfalls in diesen lukrativen Markt drängen.

Laut Dennis Ganster, CEO von Comshare, habe man noch im letzten Geschäftsjahr (Ende: 31. März 2003) einen Umsatz von 58,3 Millionen Dollar erwirtschaftet, keine Schulden gemacht und verfüge über 18 Millionen Dollar an Barreserven. Die Gewinne waren indes in den letzten drei Jahren gering ausgefallen. Im letzten Quartal war zudem ein Nettoverlust von 948 000 Dollar angefallen.

Zur Integration und dem Vertrieb der Produkte äußerten sich die Manager nicht. Geac-Chef Birch sagte lediglich, dass das Comshare-Portfolio die eigene Strategie für Business-Performance-Management erweitere, die auf die Entwicklung von Software für die Steuerung und Bewertung des operativen Geschäfts abzielt. Derzeit bietet Geac ERP-Finanzmodule und die Produktlinie "Active BI". Letztere dient zum Aufbau von Lösungen zur Unternehmensplanung und -steuerung, Reporting und betriebswirtschaftlicher Datenanalyse. Technische Basis ist die BI-Suite "Decisionware" der Darmstädter MIS AG.

Analysten wie Charles Homs von Forrester Research sehen die Übernahme jedoch kritischer: "Geac ist eines dieser Unternehmen, die viele Anbieter schlucken und anschließend nicht mehr viel mit den Produkten anstellen, sondern vor allem von den Wartungskosten profitieren wollen."