Gast-Kommentar

28.02.1997

Jammern und Klagen herrscht in der hiesigen Computerbranche. Die Kunden bleiben aus, der Preiskampf frißt die Gewinne, die Lager bersten. Geld, mit dem man der strukturellen Probleme Herr werden könnte, wird nicht investiert. Der kaufwillige Kunde bekommt das Desaster zu spüren. Niemand hat Zeit, seine Fragen zu beantworten, beziehungsweise die Antworten sind unverständlich oder gar unqualifiziert. Die Computer selbst sieht er häufig nur in Prospekten, den PC seiner Träume kann er nicht testen. Und wenn er auf den künftigen Service zu sprechen kommt, erhält er tollste Versprechungen - gegen Aufpreis, versteht sich -, die nur leider nicht eingehalten werden. Diese Zustände schrecken Kunden vom Kauf ab.

Keine andere Branche behandelt ihre Kunden, die immerhin in der Regel einige tausend Mark investieren wollen, so schlecht. Laut einer exklusiv für das Magazin "Focus" (Nr. 34/1996) erarbeiteten Studie sind nicht weniger als 73,5 Prozent aller PC-Kunden mit der Beratung unzufrieden. Nun rumort es kräftig im Gebälk. Escom wurde bereits zersägt, und Insider hören schon ein leises Ticken bei manch anderem morschen Kandidaten. Da steckt der Wurm drin.

Die Branche muß umdenken: Weg vom Kistenschieben, hin zum Verkauf von Zusatznutzen. Denn die Ware Computer hat kein Gesicht, sie ist austauschbar und unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller in Preis und Leistung nur minimal. Die Qualität eines Anbieters ist vielmehr an Beratungsleistung und Service festzumachen. Der PC-Handel wird sich auf die Bedingungen einstellen und an seinem Angebot einiges ändern müssen, wenn er überleben und den steigenden Ansprüchen der Kunden genügen will.