Generalversammlung der Also-Holding in Luzern:

Gabriel hat Appetit auf Firmen und Kapital

08.05.1987

LUZERN (CWS) - Große Taten hat erneut Also-Chef Bruno Gabriel angekündigt. Im laufenden Jahr soll nicht nur die Scheidegger-Gruppe vollständig erworben, sondern auch weitere Unternehmen aufgekauft werden. Ferner plant Gabriel einen neuen Fischzug am Kapitalmarkt.

Die etwa 120 Aktionäre und Partizipationsschein-Inhaber an der Generalversammlung der Also-Holding konnten nur die Verteilung eines bereits gebackenen und zerschnittenen Kuchens absegnen. Als Mehrheitsaktionär hatte Bruno Gabriel die Gewißheit, daß keiner der im gedruckten Jahresbericht aufgeführten "Vorschläge des Verwaltungsrates" durch die anwesenden Teilhaber umgestoßen werden könnte. Der statuarische Teil der Generalversammlung verlief denn auch geschäftsmäßig und die Beschlüsse erfolgten in der erwarteten Einstimmigkeit: Aktien und Partizipationsscheine wurden mit 200 Prozent Dividende bedacht und die Gesellschaftsorgane ordnungsgemäß entlastet.

Anschließend ließ Gabriel das abgelaufene Geschäftsjahr noch einmal Revue passieren: Praktisch alle gesteckten Ziele, insbesondere das versprochene Wachstum, seien erreicht oder übertroffen worden. Nicht geschafft habe man allerdings die Errichtung von zehn Also-Points, den geplanten, über die Schweiz verteilten Support-Stützpunkten für Großkunden. Dieses Ziel werde weiterverfolgt, denn es sei "für das Unternehmen längerfristig wichtig". Gabriel äußerte Genugtuung darüber, daß die Integration der Polisoft/ABC-Gruppe in Deutschland so reibungslos erfolgt sei - er habe eigentlich dabei gewisse Schwierigkeiten erwartet. Mit dem Erwerb von Computer + Partner habe er die seiner Meinung nach "beste CAD-Firma der Schweiz" eingekauft.

Große Pläne hat Gabriel mit der jüngsten Also-Beteiligung, der Scheidegger-Gruppe. Die Also-Holding erwarb an diesem im Schreibmaschinen- und Informatik-Unterricht tätigen Unternehmen unlängst eine 47prozentige Minderheitsbeteiligung; noch in diesem Jahr will Bruno Gabriel sich die Gruppe ganz einverleiben. Er verfolgt mit dieser Übernahme zwei Ziele: einerseits den Aufbau des Low-Cost-Marktes, dem er in Zukunft große Chancen gibt, und anderseits die "Verbreitung der Also-Philosophie" in den elf europäischen Ländern, in denen die Scheidegger-Gruppe mit ihrer 4500köpfigen Vertreterschar tätig ist. Er habe die Scheidegger-Beteiligung für "weniger als zehn Prozent der 14 500 Partizipationsscheine" gekauft, die er von der Emission des letzten Jahres zurückbehalten habe. Doch weitere Expansion müsse reiflich erwogen werden. Er bekomme zwar praktisch jeden Tag neue Angebote zur Übernahme von Firmen auf den Tisch. Solche Übernahmen, meint Gabriel, seien "nicht auszuschließen", wenn sie in die Also-Strategie paßten und der Kaufpreis stimme.

Also sei 1986 von einem "Venture" - im Wörterbuch als "Unternehmen, das Ungewißheit, Risiko oder Gefahr birgt, insbesondere eine finanzielle Spekulation" beschrieben - zu einer soliden Firma geworden. "Wir sind - auch wenn das gewisse Leute erstaunen mag - ein sehr konservatives Unternehmen", erklärte Gabriel und im Angesicht seiner Zukunftspläne gebe ihm die Also-Eigenkapitalrendite von 21 Prozent zu denken. Es sei darum geplant, "im Laufe des Jahres" noch eine Kapitalmarkt-Transaktion durchzuführen. Als Instrument dazu die bestehenden 1150 Inhaber-Aktien einzusetzen, verursache jedoch Probleme, weil für diese "sehr schweren Titel" - vergangene Woche ging das Papier mit einem Nominalwert von 100 Franken zu 38 500 Franken über den Tresen der Volksbank Willisau - der Markt zu eng sei.