Nicht mehr nur "ja" und "nein", sondern auch "vielleicht":

"Fuzzy Logic" erschließt neue Bereiche

15.03.1985

BERKELEY (CW) - Die Grenzen der strengen Computerlogik sind nach Meinung des Mathematikers Lofti A. Zadeh von der University of California, Berkely, erreicht. Mit strenger Logik kann ein Rechner zum Beispiel kein Spiel Backgammon gegen einen wirklichen Könner gewinnen.

Mit einer neuen Art der Logik, von der amerikanischen Wissenschaft als "Fuzzy Logic" bezeichnet, kann man hingegen ein Programm schreiben, mit dessen Hilfe ein Computer auch gegen Backgammon-Meister siegen kann, weil die nicht mehr strenge Logik strategische Tricks und Umwege zuläßt.

Den Unterschied zwischen herkömmlicher Logik und "Fuzzy-Logic" beschreiben amerikanische Fachberichte folgendermaßen: In der herkömmlichen Computerlogik gibt es nur exakte Zahlen, und entweder "ja" oder "nein". Im menschlichen Denken herrschen unbestimmte Begriffe vor wie "vielleicht" oder "groß" oder "alt", die logisch sinnlos sind, da sie keinen exakten Inhalt haben. Gerade diese Begriffe liegen auch der "Fuzzy Logic" zugrunde.

Als wirtschaftliche Anwendungsgebiete werden jene Aufgaben genannt, die niemand ausreichend versteht, um sie numerisch exakt zu programmieren. Das kann bis zur Automation in Zementwerken gehen, die heute darunter leiden, daß der Produktionsvorgang sich nicht immer exakt an die immer noch zu groben mathematischen Modelle hält, nach denen man ihn steuern will. Dasselbe gilt für die Steuerung autonomer Roboterfahrzeuge im unbekannten Gelände und für die zahlreichen Aufgaben, mit denen "Expertensysteme" konfrontiert werden.