Delta Air Lines plant Testlauf mit Radio Frequency Identification

Funkwellen suchen verlorene Koffer

27.06.2003
FRAMINGHAM (IDG) - Die Fluglinie Delta Air Lines erwägt, das Passagiergepäck künftig mit Funketiketten zu versehen. Einen Monat lang will das US-amerikanische Unternehmen die Radio Frequency Identification (RFID) auf ausgewählten Flügen zwischen Jacksonville, Florida, und seinem Heimatflughafen Atlanta, Georgia, testen.

"Das ist eine Möglichkeit, unsere Kosten zu verringern", hofft Bob Maruster, Director of Airport Customer Service Strategy, Planning and Development bei Delta Air Lines. Angesichts von mehr als 100 Millionen transportierten Koffern im Jahr gebe das Unternehmen "eine Menge Geld" aus, um das eine von hundert Gepäckstücken aufzuspüren, das nicht planmäßig aufs Gepäckband komme. Da "RFID-Tags" die gespeicherten Informationen auch auf größere Entfernungen hinweg preisgeben, sind sie den existierenden Barcode-Systemen überlegen. Laut Maruster will Delta mit dem Testlauf unter anderem herausfinden, wie die Informationsübermittlung auf eine Distanz von zehn Fuß (etwa drei Meter) funktioniert. Als Störenfriede für die Funkerkennung könnten sich die anderen kabellosen Systeme erweisen, von denen es auf jedem Flughafen nur so wimmelt.

Delta wird "passive" Tags verwenden, die weder eine Kraftquelle noch eine Antenne besitzen und nur von einem Scanner mit eigenem Transmitter gelesen werden können. Darüber hinaus stellt die "hochindustrielle Umgebung", so Maruster weiter, anspruchsvolle Anforderungen an das Equipment. Schließlich müssten die Scanner die Informationen erfassen, während das Gepäck ein- oder umgeladen werde.

Vorläufig wird Delta die RFID-Tags in Kombination mit den üblichen Barcode-tragenden Klebestreifen benutzen, so Pat Rary, Deltas Manager für Gepäckplanung und -entwicklung. Hybriddrucker am Ticketschalter sollen in der Lage sein, sowohl die Barcode-Etiketten zu produzieren als auch dieselben Informationen auf den RFID-Tags zu speichern.

Für den Testlauf benötigt Delta schätzungsweise 40000 Einweg-Etiketten, die auf einer Funkfrequenz von 900 Megahertz angesprochen werden. Die Fluglinie hat sich für zwei Hersteller entschieden: Matrics Inc. aus Columbia, Maryland, und SCS Corp. mit Sitz in Las Vegas. Sie werden den eigentlichen Chip in ein strapazierfähiges Trägermaterial einbetten.

Derzeit schlägt jedes einzelne Etikett noch mit 30 bis 50 Cent zu Buche. Nach Angaben von John Shoemaker, Vice President für Geschäftsentwicklung bei Matrics, könnte der Preis aufgrund von Masseneffekten innerhalb eines Jahres auf etwa 20 Cent fallen. SCS-President Barry Cropper stimmt ihm zu, ergänzt jedoch, dass ein Neudesign der Etiketten notwendig sei, um den Anforderungen von Delta Air Lines zu genügen: Als Voraussetzung für ei-ne breit angelegte RFID-Nutzung betrachtet der Carrier einen Stückpreis von fünf Cent.

In diesem Bereich bewegen sich auch die Preisvorstellungen des Einzelhandelsriesen Wal-Mart, der in der vergangenen Woche bereits seine RFID-Pläne kundgetan hatte (siehe CW 25/03, Seite 1: "Wal-Mart revolutioniert die Warenwirtschaft"). Nach Ansicht von Marktbeobachtern werden das Delta-Announcement wie auch die Wal-Mart-Ankündigung einen positiven Effekt auf die RFID-Akzeptanz ihrer jeweiligen Branche ausüben. (qua)