Produktion IBM-kompatibler Großrechner läuft vorerst weiter:

Fujitsu will von PCM-Rückzug nichts wissen

14.03.1986

MÜNCHEN (mer) - Mit einem "kategorischen Dementi" hat Fujitsu Japan Gerüchten widersprochen, nach denen der PCM-Lieferant beabsichtige, die Produktion IBM-kompatibler Großrechner einzustellen. Wie das Unternehmen jetzt gegenüber der Agence France Press (AFP) weiter erklärte, werden auch die Lieferungen dieser Maschinen an die Siemens AG fortgesetzt. Die Münchner vermarkten die japanische Hardware unter eigenem Firmennamen in Europa.

Zu Spekulationen in der internationalen Presse war es gekommen, nachdem Siemens ihre 7.800-Kunden in der letzten Woche offiziell davon unterrichtete, das von Fujitsu übernommene Betriebssystem "MSP 20" nicht länger aktiv zu vertreiben. Wie die COMPUTERWOCHE bereits Anfang Februar berichtete, war dem bayerischen DV-Multi das "MVS-Eisen" der Japaner zu heiß geworden (siehe CW Nr. 6 vom 7. 2. 1986, Seite 1). Der ungewisse Ausgang des seit Herbst 1985 schwelenden Rechtsstreits zwischen IBM und Fujitsu hatte die Münchner veranlaßt, ihr alternatives Betriebssystem für IBM/ PCM-Anwender als; MVS/XA-kompatible Software zu stabilisieren.

"Aus dieser Tatsache nun solche Schlußfolgerungen abzuleiten, ist unsinnig", entrüstet sich Detlef Jaeschke, Vertriebsleiter kompatible Systeme bei Siemens. "Wir haben Verträge mit Fujitsu, die bis 1989 die Lieferung der 7.890 sicherstellen und danach für weitere fünf Jahre den Support garantieren." Über eine weitere Zusammenarbeit werde derzeit mit Fujitsu verhandelt.

Sauer reagierte auch Amdahl auf die spekulativen Presseberichte: Demzufolge soll Fujitsu kompatible Rechner für den Mainframer gebaut haben. Finanzanalysten äußerten deshalb die Meinung, Fujitsu könnte nach dem "beschlossenen" Rückzug aus dem PCM-Geschäft sein Verhältnis zu Amdahl ändern. Die Japaner besitzen 48,5 Prozent vom Amdahl-Kapital.

Peter von Williams, Vice-President von Amdahl Europa, weist derartige Vermutungen in einer offiziellen Stellungnahme als unbegründet rück: "Fujitsu hat niemals kompatible Rechner für uns produziert, seien es die 470, die 580 oder die 5890 die unsere Produktionsstätten in Su vale und Irland ab Juni beziehungsweise ab dem vierten Quartal '86 verlassen werden." Darüber hinaus bestehe eine Synergie zwischen den beiden Partnern. Williams: "Fujitsu bringt seine Kompetenzen im Bereich der Basistechnologie ein Amdahl die seinen im Bereich der IBM-Kompatibilität."