Super-Dumping-Gebote sind vielleicht nur die Spitze des Eisberges

Fujitsu und NEC geben unlauteren Wettbewerb zu

17.11.1989

TOKIO (CW) - Der japanische Rechnerhersteller Fujitsu Ltd. hat sich öffentlich dafür entschuldigt, daß das Unternehmen bei mehreren Ausschreibungen für kommunale Projekte die Konkurrenz durch Angebote von jeweils einem Yen (ungefähr 1,3 Pfennig) chancenlos gelassen hat.

Ins Gespräch gekommen waren die Gebote, nachdem die Stadtverwaltung von Hiroshima kürzlich bekanntgegeben hatte, daß Fujitsu mit einem Yen den Zuschlag für den Entwurf eines Kartierungssystems der städtischen Wasserversorgung erhalten habe.

Infolgedessen waren von Wirtschafts- und Regierungsseite heftige Vorwürfe und die Befürchtung geäußert worden, die, japanische Dumping-Tradition könne aus denn Ruder laufen.

Einem Bericht des Wall Street, Journal zufolge sagte Fujitsu-Präsident Takuma Yamamoto vor der Presse in Tokio, die Gebote widersprächen dem "common sense". Er gab zu, daß sich sein Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren viermal Wettbewerbsvorteile auf diese Weise verschafft habe: dreimal durch Ein-Yen-Gebote, einmal durch eine 10 000-Yen-Offerte.

Auch NEC enthüllte zwei Ein-Yen-Gebote seit 1987, war eigenen Angaben zufolge jedoch beide Male erfolglos, da Mitbieter Fujitsu jeweils durch Los den Zuschlag erhalten habe. Ein Vertreter des japanischen Handels- und Industrieministeriums Miti betonte, wie wichtig die Regierung die Angelegenheit nehme: "Diese Fälle führen zu einem Verlust der sozialen und internationalen Glaubwürdigkeit der Firmen. Außerdem schädigen sie die gesunde Wettbewerbsordnung."

Die Auseinandersetzung in Japan wird noch dadurch gefördert, daß japanische Unternehmen in dem Ruf stehen, mit scheinbar selbstmörderischen Dumpingpreisen kurzfristige Profite zu verschenken und der ausländischen Konkurrenz das Nachsehen zu geben. Besonders US-Firmen fühlen sich häufig betrogen. Über die vorliegenden Fälle hat es jedoch noch keine Beschwerden aus Amerika gegeben, berichtet das Wall Street-Journal.

Gleichwohl werden die Aktionen von Fujitsu sind NEC in Japan verurteilt: "Der Profit darf niedrig sein, aber die Kosten sollten wenigstens gedeckt werden", wirft Michio Sasaki von der Japan Federation of Economic Organisations den Unternehmen vor.

Die Japan Fair Trade Commission überlegt, die Vorkommnisse als mögliche Verstöße gegen die Anti-Trust-Gesetze zu untersuchen.

Als Rechtfertigung geben die Unternehmen an, sie hätten die Chance gesehen, ihr Know-how auf bestimmten Gebieten zu vergrößern. Außerdem wären Gerüchte über symbolische Preise im Umlauf gewesen, die man habe unterbieten wollen.

Die Führungsspitzen von Fujitsu und NEC wollen von den Angeboten jedoch nichts gewußt haben, man halte es vielmehr für möglich, daß im Laufe weiterer Untersuchungen noch mehr dieser Fälle ans Tageslicht kommen könnten.

Beide Unternehmen betonten, sie würden künftig solche Praktiken verhindern, gaben aber nichts über eine Bestrafung der Verantwortlichen bekannt.