Kommunikative Fähigkeiten sind gefragt

Für Software-Qualitätssicherer steigen die Anforderungen

21.08.1998

Software-Qualitätssicherer kommen aus verschiedenen Fachrichtungen und bringen daher auch unterschiedliches Vorwissen über Software-Qualitäts-Management (SQM) mit in den Beruf. Die Palette reicht von Wirtschaftsinformatikern und Informatikern über Kaufleute bis hin zu Ingenieuren. Feste Ausbildungsgänge oder Lehrveranstaltungen an der Universität gibt es bislang kaum. Ein einheitliches Verständnis der Begriffswelt von SQM entwickeln die Nachwuchskräfte daher erst, wenn sie einen konkreten Einblick in die Praxis erhalten. Schnuppern in den Unternehmen ist angesagt, so in Projekten zur Qualitätssicherung bei Internet- und Multimedia-Anwendungen oder beim Testen der Inhouse-Software-Entwicklung in Banken.

Gleichzeitig gehen die Unternehmen in die Offensive, um an qualifizierten Nachwuchs zu kommen. So durchlaufen beispielsweise bei der Dresdner Bank alle DV-Berufsanfänger zunächst ein Grundprogramm, dann eine Basisausbildung in Cobol (Host) und Objektorientierung (Client-Server). Anschließend bestehen Weiterbildungsmöglichkeiten in unterschiedliche Richtungen.

Auch die West LB bietet ihren Berufsanfängern mit einer sechsmonatigen Grundausbildung einen einheitlichen Einstieg in Form von Seminaren und Training-on-the-Job. Die Absolventen haben dann die Wahl zwischen einer Fach- oder Führungslaufbahn mit einer entsprechenden Weiterbildung.

Bisher fehlt es an Problembewußtsein

Die Gesellschaft für Finanz-Marketing (GEFM) hingegen weist ihren Einsteigern gleich bestimmte Bereiche zu, etwa rund um Internet-Lösungen oder Objektorientierung. Hier warten auf sie bestimmte Projekte und Aufgaben, zwischen denen ein späterer Wechsel durchaus möglich ist. Die neuen Mitarbeiter kommen bei der GEFM dank flacher Hierarchien und flexibler Projektorganisation sofort zum Einsatz, unter anderem als Qualitätsverantwortliche.

In vielen Unternehmen gibt es noch kein ausreichendes Bewußtsein für Softwarequalität. Theoretische Ansätze, insbesondere zur konstruktiven Qualitätssicherung, sind daher nicht kurzfristig umsetzbar. Die Einführung standardisierter Testabläufe bedeutet bereits einen großen Gewinn, obwohl sie lediglich ein erster Schritt in Richtung SQM ist. Das Testen als klassische, analytische Qualitätssicherung überwiegt heute noch in den Unternehmen. Da SQM indes mehr und mehr Prozesse in Betrieben beeinflußt, verlagert sich auch der Tätigkeitsschwerpunkt. Software-Qualitätssicherer sind nicht länger nur Tester, sondern vor allem Teamarbeiter mit kommunikativen Aufgaben: beim Gespräch mit Entwicklern, den Fachbereichen sowie dem Management.

Der Berufseinstieg als Tester ist die Regel. Die umfassenderen Aspekte des Qualitäts-Managements fließen oft erst später in den Arbeitsalltag ein, und dies nur, wenn das jeweilige Unternehmen eine entsprechende Qualitätskultur aufweist. Die schnell steigende Nachfrage nach Softwarequalitäts-Management und nach hierfür qualifizierten Mitarbeitern zeigt indes, daß dies in mehr und mehr Betrieben der Fall ist.

Ralph Trittmann und Gabriele Ahlemeier studieren Wirtschaftsinformatik an der Universität zu Köln.