Frühestens 1983 mit neuen elektronischen Produkten wieder in der Gewinnzone:\Nach Verlusten droht Entlassungswelle bei TA

17.07.1981

NÜRNBERG - Bei der Belegschaft der Triumph-Adler AG für Büro- und Informationstechnik - kurz TA - beginnt das große Zittern: Nur durch eine drastische Reduzierung von Arbeitsplätzen, diagnostizieren Branchenkenner, könne die VW-Tochter, die 1980 einen Gruppenverlust von 86 Millionen Mark eingefahren hatte, saniert werden (CW Nr. 28 vom 10. Juli 1981).

Auch für das laufende Geschäftsjahr wird mit einem Verlust gerechnet: "Die schwierige Konsolidierungsphase dauert an", meinte VW-Finanzchef Friedrich Thomee vorbeugend, als er vergangene Woche auf der TA-Hauptversammlung in Nürnberg zum Bilanzbericht Stellung nahm.

Thomée prognostizierte vorsichtig, daß TA frühestens 1983 wieder mit einem positiven Bilanzergebnis abschließen werde. Die Nürnberger hätte, allerdings die volle Rückendeckung der VW-Mutter: TA solle wieder zur "Perle der Branche" werden, erklärte Thomée und bezeichnete Gerüchte über eine "TA-Müdigkeit" bei VW als "glatten Unsinn" (siehe auch Kolumne, Seite 7).

Unzufrieden war man offenkundig mit dem "Operating" der TA-Führung. Erstes "Opfer" ist Gerd E. Weers: Der langjährige Vorsitzende, nach. der TA-Übernahme durch die Wolfsburger noch zum "Wundermann" hochgejubelt, wurde kurzerhand in den Aufsichtsrat weggelobt. Bei der Suche nach einem Weers-Nachfolger ist VW noch nicht fündig geworden.

Ein "gigantischer Anpassungsprozeß" von der Mechanik zur Elektronik habe bei TA einen völligen Neuaufbau ausgelöst, erklärte TA-Finanzvorstand Georg Glahn, der die Funktion des Vorstandssprechers übernimmt bis ein neuer TA-Steuermann gefunden ist.

Außerdem hat der Aufsichtsrat den bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrates der Volkswagenwerk AG, Rudolf Blank zum Mitglied des TA-Vorstandes und Arbeitsdirektor bestellt. Das Geschäftsjahr 1980 hatte dem nach eigenen Angaben zweitgrößten deutschen Bürocomputer-Hersteller erstmals ein negatives Betriebsergebnis beschert.

Die immer kürzer werdenden Innovationszyklen auf dem Gebiet der Büro- und Informationstechnik betrachtet TA als Hauptursache für den Fehlbetrag. Weiter macht TA geltend, das Vorjahresergebnis sei durch hohe Entwicklungsinvestitionen beeinflußt gewesen. Vor dem Hintergrund der abgeflachten Konjunktur stagnierte der Umsatz im Inland bei 920 Millionen Mark. Der Umsatz der Gruppe erreichte weltweit 1,648 Milliarden Mark (1979: 1,234 Milliarden Mark). 1980 beschäftigte Triumph-Adler weltweit noch 17100 Mitarbeiter, davon 8997 in der Bundesrepublik.