Original-Unterschrift von der Maschine

"Friedrich Wilhelm" vollautomatisch

13.08.1976

HAMBURG - Der durch das Schreiben von Massenkorrespondenz mit Hilfe von Textverarbeitungssystemen oder EDV-Druckern erzielte Rationalisierungseffekt geht teilweise wieder verloren, wenn zur handschriftlichen Unterzeichnung Hunderter oder Tausender von Briefen erheblich mehr Zeit benötigt wird, als für ihre Herstellung erforderlich war. Doch oft zwingen rechtliche oder auch optische Gründe die "Vielunterschreiber", auf die Hilfe von faksimilierten, gedruckten oder i.A.-Unterschriften zu verzichten und ihr eigenes "Friedrich Wilhelm" unter die Briefe zu setzen.

Juristische Lücke

Eine "juristische Lücke" läßt es jedoch zu, die Massenpost durch einen Unterschrifts-Automaten mit einer in nichts vom Original zu unterscheidenden Signierung zu versehen. So können die von der Hamburger Carl Organisation entwickelten "Auto-Signer" sowohl Einzelblätter wie Dokumente Urkunden, Bilder, Bücher, Autogramm- und Fanpost als auch Endlosformulare wie beispielsweise Computer-Briefe, Scheckvordrucke oder Zahlungsanweisungen, mit jedem beliebigen Schreibgerät unterschreiben. Dabei bleibt sogar die persönliche Charakteristik eines jeden Schriftzuges mit seinen feinen Auf- und fetten Abstrichen sowie dem typischen Tintenverlauf erhalten. Die Vorteile nutzenzahlreiche Behörden, Spitzenpolitiker und Showstars. Allerdings will keiner genannt werden - damit die Empfänger die Unterschrift weiterhin als Original ansehen und der Wert bestimmter Autogramme nicht plözlich absinkt.

Nach einer Musterunterschrift wird eine sogenannte. "Kurvensteuerung" gefertigt, die ein (von Carl sorgfältig geheimgehaltener) Mechanismus abtastet und in eine mechanische Schreibbewegung umsetzt. So kann der "Auto-Signer" abhängig von Schriftlänge, Schwierigkeitsgrad und stufenlos einstellbarer Geschwindigkeit bis zu 1200 Unterschriften pro Stunde schreiben. Die "Kurvensteuerungen" sind bei Formular- oder Unterschriftswechsel rasch austauschbar. Durch einen eingebauten "Zufallsgeber" ist es sogar möglich, nicht kongruente Unterschriften von dem selben Original zu produzieren.

80% für DV-Anwender

Bereits vor drei Jahren kam der erste Unterschrifts-Automat ähnlicher Art heraus, bei dem allerdings Blatt für Blatt zum Unterzeichnen eingelegt werden mußte. Die neueste Entwicklung, der "Auto-Signer" Modell 010/015, ermöglicht jetzt 3 Verarbeitungsarten. Bei der manuellen Verarbeitung werden Einzelblätter bis zur Größe DIN A3 in den "Auto-Signer" eingelegt und dann unterzeichnet. Mit der automatischen Verarbeitung können Endlosformulare in bis zu 4 festen Zonen unterschrieben werden. Der Formularvorschub wird dabei über ein Tastenfeld gesteuert. Bei der vollautomatischen Verarbeitung sind variable Unterschriftenzonen möglich. Die Schreibauslösung erfolgt über sogenannte Printerzeichen, die photoelektronisch abgetastet werden. 80 Prozent der bisher ausgelieferten Maschinen gingen an DV-Anwender.

Gegen Mißbrauch kann der "Auto-Signer" mit Schlössern und einem nicht rückstellbaren Zählwerk gesichert werden. Außerdem werden die "Kurvensteuerungen" in einem mitgelieferten Sicherheitsschrank aufbewahrt. Der "Auto-Signer" ist als Tischgerät mit ca. 0,8 m² Grundfläche oder als Standgerät lieferbar. Die Anlagenkombination 015/010 kostet 11 000 Mark, pro Unterschrift sind für die "Kurvensteuerung" 300 Mark zu zahlen. Bei Einsatz der Anlage auf Leasing-Basis beträgt die tägliche Belastung 16 Mark. uk

Information: Carl Organisation, Wichlkamp 7, 2 Hamburg 71