Wachsende System-Abhängigkeit macht Hersteller-Wechsel nahezu unmöglich:

Fremdgehen kommt teuer zu stehen

01.02.1980

MÜNCHEN (ha) - "Welcher EDV-Leiter würde nicht hin und wieder gern die Karte eines möglichen Herstellerwechsels ausspielen," ketzert DV-Chef Ludwig Oberle (Pfitzer GmbH). Für den Stuttgarter ist dies jedoch eher ein "Schubladen-Argument" für den Fall, daß die Konkurrenz des eigenen Herstellers durch Preissenkungen oder attraktive Neuankündigungen wieder mal die Nase vorn habe oder der Haus-VB durch das Eingeständnis extremer Lieferfristen "den Frustrationslevel ins unermeßliche steigert" (Oberle). Er selbst würde jedoch den Sprung ins andere Lager unter keinen Umständen wagen.

Als Grund für die Scheu vor einem Herstellerwechsel diagnostiziert Günter Schumann, Hauptabteilungsleiter DV und Organisation bei der Justin Hüppe GmbH in Oldenburg, die Fesselung durch die Softwarepolitik der Computer-Anbieter. Je komplexer die Anwendung, desto mehr sei eine Umstellung mit erheblichen Kosten und Risiken für den Benutzer verbunden.

Der DV-Chef der Bremer Lagerhaus AG, Kurt Geiser, sieht gar unter den derzeitigen Voraussetzungen einen Herstellerwechsel als nahezu nicht durchführbar an. "Allein durch den enormen zeitlichen Aufwand und die sich daraus ergebende negative psychologische Auswirkung zwischen Fachbereich und EDV", so Geiser, "lassen sich die Konsequenzen einer Umstellung monetär kaum noch bewerten."

Ernst Füller, DV-Leiter der Ulmer Magirus Deutz AG, der eine IBM-Anlage gegen einen Honeywell-Großrechner eintauschte, läßt durchblicken daß er künftig eher die Anschaffung eines gebrauchten Computers gleichen Typs in Erwägung ziehen würde. (Mehr dazu finden Sie im "Thema der Woche, Seite 5.)