Freizeitverhalten der Datenverarbeiter wird vom DV-Job geprägt

25.04.1980

Obwohl Datenverarbeiter noch immer über ein Minimum an Freizeit verfügen, wie Karl E. Gernand, DV-Chef bei Merz & Co in Frankfurt, aus eigener Erfahrung weiß, sei auch der zeitliche Rest zwischen Büro und Bett vom Job geprägt. Der Abend beginne mit dem Lesen umfangreicher Fachliteratur und zur "geistigen Erfrischung" gebe es anschließend Computerschach. DV-Leiter Rainer Kock gesteht, daß er "trotz Standard-Software, Hochsprachen und Programmgeneratoren" es nicht wage, seiner Familie einmal zu versprechen, daß er pünktlich nach Hause komme. Trotzdem würde er sich dagegen wehren - obwohl technisch bereits möglich - via Standleitung den Testbetrieb im RZ vom Lehnstuhl aus zu überwachen. Der altväterliche DV-Reim: "Abendrot, Programmtest droht" würde ihn somit

sicherlich auch im weiteren Berufsleben begleiten. ha

Karl E. Gernand DV-Chef, Merz & Co., Frankfurt

Es dürfte inzwischen hinreichend bekannt sein, daß die EDV-Leiter "normalerweise über wenig Freizeit verfügen. Es liegt am Einzelnen, seine karg bemessene Freizeit sinnvoll und erholungsfördernd zu gestalten. Wer eine Familie mit Kindern hat, wird einen Großteil der Mußestunden mit gemeinsamen Aktivitäten verbringen.

Meine persönliche Freizeit hat wenig mit Computer zu tun. Einen Teil der umfangreichen Fachliteratur werden viele wie ich wohl oder übel zuhause studieren, da man nur dort die notwendige Ruhe zur konzentrierten Lektüre hat. Der Sport nimmt auch bei mir einen breiten Raum in der Freizeitgestaltung ein. Man kann sich mal austoben und dem Bürospeck zu Leibe rücken. Ballspiele, wie Tennis, haben sich als konditionsfördernd erwiesen. Auch Wassersport, wie Segeln und Surfen, sind für mich von hohem Erholungswert. Der Surf-Boom zeigt deutlich, daß ich da nicht alleine stehe.

Für die geistige Erfrischung hat inzwischen die Industrie elektronische Zeitvertreiber herausgebracht - vom einfachen Computerspiel bis hin zum spannenden Computerschach: damit dem geplagten Computer-Fachmann auch ja keine Minute ohne "Computer" oder elektronische Bauteile verloren geht. Ich bin ein begeisterter Anhänger von Denksportaufgaben jeglicher Couleur.

Voller Erfolgserlebnisse ist die Freizeit, wenn man vom 15jährigen Sohn lineare Gleichungen mit zwei und mehr Variablen vorgesetzt bekommt und Lösungen errechnet, die mit denen des Lehrers übereinstimmen.

Rainer Kock Leiter EDV, Jochen Opländer & Co. GmbH, Dortmund (HB 61/60, 61/58, Gecos)

Abendrot, Programmtest droht. Wer von den alten EDV-Hassen kennt nicht diesen Spruch. Wer von ihnen hat nicht schon mal Weihnachten oder Sylvester in der Firma anstatt im Kreise seiner Lieben verbracht? Die Programme mußten ja am 1. Januar echt laufen, das war ein heiliger Termin. Bloß, die liefen nicht, denn solange ich mich erinnern kann, war dann immer ein Feiertag.

Das ist ja nun alles vorbei. Standardsoftware, Hochsprachen, Programmgeneratoren und interaktive Programmierung machen die große unbekannte "Freizeit" berechenbar. Die Systemhersteller und Softwarehäuser haben wirklich etwas für den Anwender getan.

Nur, wenn ich es mir recht überlege, so viel früher bin ich heute auch nicht daheim und noch immer trau' ich mich nicht zu sagen: "Heute komme ich pünktlich nach Hause."

Natürlich, ich könnte die Ordner mit den Programmbeschreibungen auch zu Hause prüfen, um festzustellen, welches Programm-Paket ohne allzu große Änderungen in unserem Unternehmen einsetzbar ist. Es wäre auch technisch möglich, via Standleitung und Bildschirmterminal den Testbetrieb im Rechenzentrum zu überwachen. Doch hätte ich dann wirklich mehr Freizeit? Und außerdem, ich will nicht auch noch Computer in meiner Wohnung haben.

Wenn ich allerdings ganz ehrlich sein soll, zwei kleine Rechner haben sich schon in mein Privatleben eingeschlichen. Sie sorgen für die Sicherheit im Verkehr, im Zugverkehr meiner Modelleisenbahn.

Kurt Dirr DV-Leiter, Eduard Durach GmbH, München (IBM /3 Modell 12)

Da wir in den nächsten zwei Jahren auf Bildschirmsystem. umstellen werden, dreht sich bei mir natürlich alles um den Bildschirm Meine Freizeitlektüre besteht zum großen Teil aus Unterlagen, die mir die verschiedenen Hersteller zur Verfügung gestellt haben. Außerdem erhalte ich Informationsmaterial von einem mit uns befreundeten Münchener Softwarehaus. Diese Firma hat bereits mehrere Bildschirmsysteme in der Größenordnung installiert, die für uns in Frage käme. Die dort gewonnenen Erfahrungen sind für mich wissenswert. In Fachzeitschriften und anderen Medien wird das Problem "Bildschirm am Arbeitsplatz" häufig behandelt. Diese Berichte verfolge ich kontinuierlich. Obwohl die dort aufgezeigte Problematik wie Isolation am Arbeitsplatz und ähnliches sich auf Firmen anderer Größenordnungen bezieht, möchte ich wissen, inwieweit wir davon betroffen werden könnten. Selbst im Freundeskreis stellen solche Probleme ein Dauerthema dar.

Heinz Westfalen DV-Chef, C. Mackprang, Hamburg (HP 3000, MPE)

Überwiegend verbringe ich meine Freizeit mit meiner Familie, meiner Frau und einem 13jährigen Sohn. Eine Menge Dinge tun wir gemeinsam. Wir treiben zusammen Sport: Schwimmen, Tischtennis und Radfahren. Zu meinen Hobbies gehört außerdem die Funktechnik in Theorie und Praxis. Besonders interessiere ich mich für Kurzwelle und Amateurfunk. Ich lese außerdem viele technische Sachbücher und Belletristik, höre Musik und zwar alles, von Rock über Pop, Jazz und Klassik. Viel und häufig gehen wir wandern. Den Urlaub verbringen wir überwiegend in den österreichischen Bergen. Regelmäßig gehe ich in das Theater, bin außerdem aktives Mitglied in einem Kegelclub, begeisterter Canasta-Spieler.

Gelegentlich tue ich in meiner Freizeit etwas, was mit dem Beruf zu tun hat. Ich lese Fachzeitschriften und Fachbücher. Ansonsten kümmere ich mich in der Zeit, die für mich übrig bleibt, wenig um die EDV: Acht Stunden täglich sind ausreichend.