W3C-Papier erweitert Font-Standard

Freie Bahn für Web-Designer

29.08.1997

Ziel der Vorschläge ist es, zukünftig einen umfassenden Standard zur Einbindung einer Vielzahl an Font-Formaten in Web-Seiten zur Verfügung zu stellen. Web-Designer werden damit unabhängig von proprietären Formaten wie "Open Type" von Microsoft und Adobe oder "Truedoc" von Netscape und Bitstream. Diese Tatsache stößt den Verantwortlichen bei Netscape offensichtlich bitter auf. Im Gegensatz zu Microsoft befürwortet die Andreessen-Company, selbst Gründungsmitglied der Font-Gruppe des W3C, die Vorschläge bisher nicht offiziell. Dennoch haben sowohl Microsoft als auch Netscape mit der Unterstützung von Cascading Style Sheets bereits Elemente der neuen Font-Spezifikation in die 4.0-Versionen ihrer Browser implementiert.

Konkret definiert die Studie zum einen Regeln, nach denen Browser Schriften auf Web-Seiten erkennen und darstellen sollen. Zum anderen möchte sie Designern die Benutzung von Nichtstandard-Fonts ermöglichen. Bisher mußten derartige Schriften vor der Einbindung in Web-Seiten in Bilddateien umgewandelt werden. Die neuen Richtlinien sollen den bestehenden CSS1-Standard der "Cascading Style Sheets", einer dynamischen Gestaltungsgrundlage erweitern. Das Papier sei auf kein spezielles Font-Format festgelegt, so Chris Lilley, Leiter der Font-Gruppe des W3C. Style Sheets können vielmehr unterschiedliche "font descriptions" enthalten, anhand derer entweder auf lokal vorhandene Schriften zurückgegriffen wird oder aber benötigte Fonts generiert beziehungsweise über das Web heruntergeladen werden. Chris Lilley möchte die Ergebnisse seiner Studie in Kürze allen Mitgliedern des W3C-Konsortiums zur Entscheidung vorlegen.

Zeichensatz-Beschreibungen

Mit Hilfe sogenannter "font descriptions" sollen Browser zukünftig verschiedene Zeichensätze besser umsetzen können. Zu den Vorschlägen des W3C zählen folgende Komponenten:

-Name matching:Verwendung eines vorhandenen Font mit gleichem Familiennamen.

-Intelligent matching:Verwendung eines vorhandenen Fonts mit der größten Ähnlichkeit zum angeforderten.

-Synthese:Ein Äquivalent in Erscheinungsbild und Metrik zum angeforderten Font wird generiert.

-Download:Ein benötigter Font wird über das Web geladen.

-Progressive rendering:Kombination von Download und einer der anderen Methoden. Ein Ersatzfont wird solange benutzt, bis die angeforderte Schrift über das Web geladen ist.