Firmengründer An Wang setzt verstärkt auf die eigene Familie:

Fred Wang könnte Cunningham ablösen

07.06.1985

LOWELL/FRANKFURT (CW) - Eine umfangreiche Umstrukturierung und 100 Arbeitsplätze weniger sollen die Wang Laboratories Inc. wieder auf Erfolgskurs bringen. Nicht ausgeschlossen wird in den USA aber auch, daß Wang-Boß John Cunningham seinen Job quittiert.

Nach der offiziellen Ankündigung des "Outward Bound Program", mit dem 100 Arbeitsplätze innerhalb eines Monats eingespart werden sollen, rechnen Wang-Insider wie Kenner der Branche inzwischen damit, daß Präsident Cunningham in den nächsten drei bis - spätestens - zwölf Monaten das Feld bei dem Office-Automation-Anbieter räumen wird. Unternehmensgründer An Wang, so heißt es weiter, werde wohl, um sein Gesicht zu wahren, den von ihm eingesetzten Nachfolger als Sündenbock und Schuldigen für die schlechten Ergebnisse des dritten Quartals (vergleiche CW Nr. 19 vom 10. Mai 1985, Seite 1) verantwortlich machen und entlassen. An der Stelle werde dann wohl der älter Wang-Söhne, Fred - er ist derzeit Senior-Vice-President mit dem Aufgabenbereich Fertigung sowie Chef-Entwickler - die Geschicke des Unternehmens leiten.

Damit aber offenbar noch nicht genug, denn An Wang hat jüngst auch seinen zweiten Sohn Coutney, der bisher Präsident der Tochtergesellschaft Wang Communications ist, in den Vorstand des Konzerns berufen und zum Vizepräsidenten gemacht.

Diese Stärkung des Familieneinflusses sehen US-Analysten vor allem darin begründet, daß auch das vierte Quartal des laufenden Geschäftsjahres (30. Juni) trotz der bisher eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen kaum besser zu werden verspricht als das vorangegangene. Weitere Entlassungen seien nicht auszuschließen.

Die deutsche Wang-Dependance in Frankfurt bestätigte gegenüber der COMPUTERWOCHE auf Anfrage die Umstrukturierung und räumte ein, daß es in den USA Organisationsfehler gegeben habe, die aber jetzt ausgeräumt seien. So habe man das "Marketing stark strukturiert", und statt dessen seien "viele Leute in den Vertrieb gegangen". Im übrigen wies ein Unternehmenssprecher darauf hin, daß die Wang Deutschland GmbH die einzige Auslandstochter sei, die die Vorgabe von 25 Prozent Umsatzzuwachs nicht nur erreicht, sondern sogar um 5 Prozent überschritten habe.