Digital Leader Award 2017

Fraunhofer-Institut: Kultur-Konservatorik am roboterisierten Fließband

30.06.2017
Von 
Susanne Köppler ist nach einigen Jahren als Praktikantin und freie Mitarbeiterin in den Redaktionen des IDG Medienhauses nun als Content Managerin Events für die inhaltliche Ausgestaltung der Channel- und C-Level-Events bei IDG verantwortlich.
Die Digitalisierung von Skulpturen, Münzen oder Siegeln ist im Gegensatz zur Erfassung gleichartiger Einzelteile durch robotergeführte 3D-Scanner teuer und langwierig. Das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD hat mit "CultLab3D" den weltweit ersten Ansatz zur 3D-Massendigitalisierung entwickelt.

Das Besondere daran: Einzigartige Statuen, Büsten oder Münzen werden originalgetreu und in mikrometergenauer Qualität in hoher Geschwindigkeit gescannt, was die Kosten eines solchen Verfahrens deutlich verringern kann.

10 Minuten dauert der vollautomatisierte Scan einer bis zu 50 Kilogramm schweren Skulptur.
10 Minuten dauert der vollautomatisierte Scan einer bis zu 50 Kilogramm schweren Skulptur.
Foto: Fraunhofer IGD

Die Abteilung "Digitalisierung von Kulturerbe" des Fraunhofer IGD hat in einem interdisziplinären Team aus Forschung, Entwicklung und Produktion aus der Informatik und der Kulturerbeforschung die Scantechnologie CultLab3D entwickelt und getestet. Mit dieser Technologie lassen sich Kulturgüter dokumentieren, annotieren und virtuell reproduzieren.

Die erweiterbare, modulare Digitalisierungsstraße CultLab3D ist ausgelegt für die 3D-Erfassung von Objekten bis zu 50 Kilogramm, die sie binnen zehn Minuten hochpräzise digitalisieren kann. Das Team um Pedro Santos, Leiter der Abteilung "Digitalisierung von Kulturerbe", hat dazu die neueste Generation autonomer Roboter mit optischen Scan-Technologien verbunden.

Auf dem Weg vom physischen Kulturgut zum digitalen Modell wird das Objekt über ein Trägerscheiben-Fördersystem zu den zwei Scanstationen CultArc3D und CultArm3D transportiert, in denen es mehrfach und von allen Seiten erfasst wird. Das fertige 3D-Modell kann dann mit multimedialen Informationen und Metadaten verknüpft werden.

Während der Projektlaufzeit ging es laut Santos nicht nur um die Entwicklung der Technologie, sondern auch darum, ein Ökosystem zu schaffen, in dem alle Beteiligten aus Forschung, Wirtschaft, Kultur und Politik zur Strategie beitragen. "Nur so lassen sich die Voraussetzungen für eine nachhaltige und ökonomisch vertretbare digitale Erhaltung von Kulturgut schaffen", betont Santos. Das CultLab3D schöpft die Nutzungs- und Marktpotenziale im Kulturbereich aus und ermöglicht eine neue Form der Bewahrung, Interaktion und Präsentation.

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