Fraunhofer erhält Patent für unsichtbare Videowasserzeichen

06.12.2006
Von Dorothea Friedrich
Die Fraunhofer-Gesellschaft hat ein Patent des Europäischen Patentamts für ein neuartiges „Verfahren zum Versehen von Bild- oder Videodaten mit einem digitalen Wasserzeichen“ erhalten.

Der besondere Vorteil der Technik ist laut Fraunhofer-Gesellschaft, "dass der Benutzer die Technik so konfigurieren kann, dass die von ihm benötigte Kapazität erreicht wird, ohne dass die Transparenz und die Robustheit des Wasserzeichens leiden." Das sagte Stefan Thiemert, einer der Erfinder am Darmstädter Fraunhofer-Institut für integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI). Die drei Eckpunkte, zwischen denen sich eine brauchbare Wasserzeichentechnologie bewegen muss, sind laut den Entwicklern:

  • notwendige Daten, zum Beispiel eine Kundennummer, lassen sich in das Ausgangsmaterial einbetten,

  • das Wasserzeichen ist unsichtbar, und

  • es darf sich nicht ohne Qualitätseinbußen der Videobilder wieder entfernen lassen.

Hochkompliziert ist die Vorgehensweise, deren grundsätzliche Beschreibung in der Patentschrift mehrere Seiten benötigt. Im Grundsatz werden Bildbereiche von JPEG- oder MPEG-Bildern mit hohem Informationsgehalt identifiziert, die dann so minimal verändert werden, dass die Unterschiede für das menschliche Auge nicht sichtbar sind. Dennoch kann der Besitzer der Decodierungssoftware und des passenden Wasserzeichenschlüssels die Information wieder auslesen und beweisen, dass ein Bild ursprünglich von ihm mit Wasserzeichen versehen wurde.

Trotz ihrer Komplexität ist die Videowasserzeichentechnologie, versichert Thiemert, auch produktiv und wirtschaftlich in großem Maßstab umsetzbar. So sollen sich alle Zwischenschritte per Software automatisieren lassen. Das bedeutet nicht, dass demnächst Otto Normalverbraucher das Programm auf CD gepresst kaufen und für seine Urlaubsfilme einsetzen kann - die Software muss grundsätzlich von Fraunhofer-Mitarbeitern auf den Rechnern professioneller Medienbetriebe installiert und an die Produktionsabläufe angepasst werden. Dann aber kann sie, wenn die ersten Tests erfolgreich verlaufen sind, beispielsweise Copyrightvermerke in DVDs oder Seriennummern in Videofilme einbetten, die per Download vertrieben werden. Vergleichbares geschieht im Audiobereich schon seit zwei Jahren mit Hörbüchern von soforthoeren.de und libri.de, die ebenfalls Wasserzeichentechnologie der Darmstädter Forscher verwenden.

"Der Vorteil für den Endkunden besteht darin, dass er bei solchen Dateien, die mit unsichtbaren Wasserzeichen gekennzeichnet sind, keine Querelen mit Zugangssoftware bekommt, die sonst häufig grundlos stört oder auf Computern andere Programme blockiert", sagte Dr. Martin Steinebach, Leiter der Wasserzeichen-Entwickler-Gruppe. Der Video-Anbieter habe den Nutzen, dass seine Kunden nicht von technischen Problemen genervt sind, keine zusätzliche Hard- und Software kaufen müssen und deshalb mehr Geld zum Kauf von Videos hätten.

Die Technik ist laut Fraunhofer-Institut auf verschiedene Bild- und Videoformate anwendbar.

Selbst ein Ändern der Größe, eine Konvertierung in ein anderes Dateiformat oder andere Manipulationen an den Bildern helfen dem Urheberrechtsverletzer nicht, das Wasserzeichen zu entfernen. Insbesondere kann er wegen der Unsichtbarkeit der Wasserzeichen nicht feststellen, ob seine Manipulationen erfolgreich waren oder nicht.

Die Patentschrift ist über die Website des Europäischen Patentamtes öffentlich zugänglich. Beispielfilme finden sich auf www.ipsi.de/videowasserzeichen.