Franzoesische Tochter faehrt Verlust ein IBM Frankreich gliedert ihre Geschaefte in 20 Business Units Von CW-Mitarbeiter Lorenz Winter

18.06.1993

PARIS - Nach dem Vorbild der US-Mutter will sich demnaechst auch die franzoesische IBM-Tochter die Struktur einer in rund 20 Business Units (BUs) organisierten Gruppe geben. Die Ausgliederung bestimmter Gesellschaftsbereiche in rechtlich selbstaendige Firmen werde aber auch kuenftig eher Ausnahme bleiben, erlaeuterte Generaldirektor Claude Andreuzza jetzt vor der Pariser Fachpresse.

Insgesamt betrifft die Unternehmensreform 24 000 Mitarbeiter. Jede Business Unit in den Bereichen Produktion, Einkauf, Vertrieb und Verwaltung sowie externe Dienstleistungen soll demnach mit dem Fuehrungsstab der Groupe IBM France einen Leistungsvertrag vereinbaren, der Zielvorgaben hinsichtlich Umsatz und Ertrag umfasst. "Die Chefs der verschiedenen Einheiten erhalten weitgehende Vollmachten bei der Wahl ihrer Strategien, im Finanz- Management und im Personalwesen, dort insbesondere auch im Blick auf das Einstellungs- und Kuendigungsrecht sowie die Gehaltspolitik", erklaerte Andreuzza.

Allerdings erfordert auch die angestrebte Delegation von Verantwortung in die Business Units nach Meinung des franzoesischen IBM-Chefs in der Regel keine juristische Eigenstaendigkeit der Bereiche. Sie komme nur dort in Betracht, wo ein spezielles Marktsegment danach verlange, die Kapitalbeteiligung eines externen Partners erwuenscht sei oder die betreffende BU Zugang zum Kapitalmarkt benoetige. Fachleute erwarten deshalb vorerst nur die Ausgliederung der relativ kleinen Geschaeftseinheit Montpellier Technologies, die mit etwa 80 Mitarbeitern elektronische Module fertigt.

Den Anlass der beabsichtigten Strukturreform bildet ein Nettoverlust der IBM France von rund 2,5 Milliarden Franc im vergangenen Geschaeftsjahr. Das Minus kam letztlich durch die vom Hauptquartier in Armonk aufgezwungenen Bilanzrueckstellungen in Hoehe von 5,6 Milliarden Franc zustande. Andreuzza hofft jedoch, schon 1993 wieder schwarze Zahlen schreiben zu koennen. In Vertrieb und Marketing schlagen seinen Angaben zufolge die in den Vormonaten ergriffenen Massnahmen zur Kostendaempfung bereits voll an. Nur in den Werken IBM France im Pariser Vorort Corbeil, in Montpellier und in La Gaude bei Nizza sei "noch einiges an Produktivitaetsgewinnen" aufzuholen.