Frankreich setzt neue Schwerpunkte bei DV-Förderung

18.11.1977

PARIS (ee) - Eine Verlagerung der staatlichen Förderung der Produktionszweige "Leiter" und "elektronische Elemente" innerhalb der französischen EDV-Industrie zu Lasten der Bereiche Groß- und Minicomputer sowie Mikro- und Verteilungsprozessoren zeichnet sich etwa seit Mitte 1977 ab. Diese Neuorientierung, die auf eine größere Unabhängigkeit der Branche vom Ausland abzielte, habe sich nach Ansicht von Fachkreisen als richtig erwiesen, registrieren die Nachrichten für Außenhandel.

Zu den wichtigsten staatlich geförderten Unternehmen der französischen EDV-Industrie gehören CII-Honeywell-Bull, die in diesem Jahr außergewöhnlich gut abgeschnitten hat und unter der Bezeichnung "Niveau 6" vier neue eigenentwickelte Minicomputer auf den Markt brachte, sowie die Gruppe Thomson-Brandt. Letztgenanntes Unternehmen ist der größte Produzent von Elektro- und Elektronikerzeugnissen Frankreichs, der sich immer stärker der Herstellung von Computern und computerähnlichen Geräten widmet. Thomson-Brandt beschäftigt 105 000 Personen und erzielte 1976 einen Umsatz von 17 Milliarden Franc, wovon 40 Prozent auf den Export entfielen. Das dritte Großunternehmen der Branche, die Compagnie Generale d'Electricite (CGE), ist in den Bereichen Datenbanken, Endstationen und Auswertungsanlagen vertreten; die voraussichtliche Investitionshöhe von CGE beläuft sich 1977/ 78 auf 350 Millionen Franc.

Im Rahmen des für die EDV-Industrie entwickelten industriepolitischen Konzepts wird der Grundsatz verfolgt, möglichst viele Firmen vom Auslandsengagement zu lösen. Gegen eine technische Zusammenarbeit mit dem Ausland und im Ausnahmefall einer multinationalen Beteiligung wendet die Regierung dann nichts ein, wenn dadurch versäumter technischer Fortschritt nachvollzogen wird.

Noch vor Ende des Jahres wird die Regierung dem Vernehmen nach ein Förderungsprogramm für die EDV-Industrie verabschieden, in dem sie die Schwerpunkte Leiterbau und Bau elektronischer Elemente gesetzt hat. Mit einer Subvention in Höhe von mindestens 120 Millionen Franc wird in den Kreisen der französischen EDV-Hersteller gerechnet.

Nach Ansicht staatlicher Stellen haben die geförderten Betriebe die Ausgaben für die Forschung mit zu tragen. Sie gehen davon aus, daß die Umsätze des Produktionszweiges, die für das Jahr 1975 mit rund drei Milliarden angegeben wurde, 1978 auf 6,5 bzw. 1989 auf 9 Milliarden Franc steigen werden. Für 1977 wird ein Export von einer Milliarde Franc erwartet. 10 - 13 Prozent der Auslandsumsätze sollen entsprechend der Empfehlung der Regierung von den Betrieben für Forschungszwecke ausgegeben werden. Da dieser Betrag gegenüber den Aufwendungen in der Bundesrepublik Deutschland (190 Millionen Franc) und Japan (300 Millionen Franc) zu gering erscheint, kann mit weiteren Zuschüssen des Staates, aus dem Forschungsfonds gerechnet werden.

Die Regierung warnt die Branche davor, sich zu zersplittern, und empfiehlt, sich auf dem Neuland Mikroelektronik, Datenkommunikation, Systementwürfe und Software der modernsten ausländischen Techniken zu bedienen, jedoch ohne die Eigenständigkeit aufzugeben.